Professjubiläen von Sr. Stefan und Sr. Leodegard

Am Sonntag, dem 29. August wollen wir in der Pfarrkirche St. Peter in Ensheim um 10.30 Uhr das 50. Professjubiläum von Sr. Maria Stefan und das 65. Professjubiläum von Sr. M. Leodegard feierlich begehen. Da wir aufgrund der aktuellen Coronaregeln im Bistum Speyer nur eine begrenzte Anzahl von Sitzplätzen in der Kirche zur Verfügung stellen können, bitten wir Sie, sich für diesen Gottesdienst im Pfarrbüro vorher anzumelden. (Tel: 06893/2237)

Die Geschichte des Dominikanerinnenordens im Bistum Speyer

„Institut der Armen Schulschwestern“ hieß die Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen ursprünglich, als sie im Bistum Speyer, gefördert durch Bischof Nikolaus von Weis, im 19. Jahrhundert gegründet wurde. Es war eine Antwort der Kirche auch gesellschaftliche Umbrüche, sozialen Nöte und die industrielle Revolution. Und so wurde am Pfingstdienstag 1852 mit der weiblichen Erziehungs- und Bildungsarbeit begonnen, die damals besonders im ländlichen Bereich im Argen lag. Ordensschwestern arbeiteten als Lehrerinnen in der Volksschule, als Mitarbeiterinnen in der Pfarrei, in Handarbeitsschulen und Kindergärten, in der ambulanten Krankenpflege, in der ordenseigenen Schule und dem ordenseigenen Krankenhaus. In dieser Blütezeit waren im Institut St. Dominikus Speyer rund 1000 Schwestern im Dienst, gründeten sogar Niederlassungen in den USA, in Montana und in Westafrika, in Ghana. Heute ist die Gemeinschaft kleiner und älter geworden, viele derer, die für anderen da waren, sind heute pflegebedürftig. So engagieren sich Dominikanerinnen auch weiterhin in der Hospizhilfe, um Sterbende zu begleiten und in der Krankenhausseelsorge. In Ensheim hatten wir das Glück, dass am 1. Juli 1877 zwei Ordensschwestern aus dem Institut St. Dominikus beauftragt und entsendet wurden, man stimmte einer Schwesterstation in Ensheim zu. Nicht nur im Kirchen- und Sakristandienst, auch und gerade in der Schule waren sie tätig. Als Wohnung diente Ihnen das ehemalige Schulhaus. Ihnen folgten bis heute viele weitere Ordensfrauen, so dass ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern im Kindergarten, in der Schule und im kirchlichen Leben von Schwestern unterrichtet oder begleitet wurden. 1895 kam eine weitere Aufgabe hinzu. Für die Erziehung von Kleinkindern wurde unser Kindergarten gebaut, den bis 1989 eine Ordensschwester leitete. Ebenso begann im gleichen Jahr der Handarbeitsunterricht für Mädchen und junge Frauen, diese Tätigkeit konnte bis 1969 angeboten werden. 1897 bezogen die Schwestern dann das neuerbaute, heutige Ensheimer Schwesternhaus, das an die Kirchenwiese angrenzt. In der Schule übernahmen Schwestern weitere Lehrstellen und waren bald schon nicht mehr wegzudenken. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie allerdings aus den öffentlichen Schulen verwiesen. Nach Kriegsende aber konnten sie den Schuldienst wieder aufnehmen und hatten drei Schulstellen inne. In den 60 Jahren starben einige der Schwestern und die Stellen konnten aufgrund von Nachwuchsmangel nicht mehr alle nachbesetzt werden. Vielen sind sicher noch die Schwestern M. Soteris und M. Jolanda im Gedächtnis, die als Lehrerinnen arbeiteten und Schwester M. Jolanda, aufgrund ihrer Tätigkeit als Kindergärtnerin.

Schwester M. Leodegard kommt 1963 nach Ensheim

Hier knüpft nun das segensreiche Wirken von Schwester M. Leodegard (Vogel) an, die aus der Pfalz, genau genommen aus Steinfeld bei Bergzabern stammt und dort mit ihren 5 Geschwistern auf dem Land aufwuchs. Der Vater war von Beruf Schneider und als Sakristan der Kirche sehr zugetan. Die Mutter war Bäuerin und so galt es schon für die Kinder: Fest mit anzupacken. Angetan vom Wirken der Ordensschwestern in ihrem Ort, trat sie nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung als Damenschneiderin im Jahr 1955 in die Ordensgemeinschaft St. Dominikus Speyer ein und legte dort 1961 ihre Profess ab. Bis dahin hatte sie ihre Ausbildung als Lehrerin in Landstuhl abgeschlossen und wurde anschließend nach Ensheim versetzt, wo sie 37 Jahre, bis zum Jahr 2000, als Grundschullehrerin wirkte. Dazu ist sie eine ausgebildete und ausgezeichnete Köchin, in der Handarbeit geschult und für viele im Ort immer noch eine gern gehörte Ratgeberin. Auch ihre Leidenschaft zur Musik hat sie nicht verloren. Gerne führte sie mit den Kinder an Hand der Orff-Instrumenten Musikstücke auf, in der Kirche, in der Schule und bei vielen anderen Gelegenheiten. Einen solchen musikalischen Höhepunkt durfte sie miterleben, als am Dreikönigsfest die Messfeier aus der Kirche St. Peter im Fernsehen übertragen wurde. Wenn im Herbst Trauben und Kürbisse gegen eine Spende angeboten werden, stammen diese aus ihrer Heimat. Schwester M. Wiltrud (Vogel), ihre leibliche Schwester, war jahrelang in der Missionsstation des Ordens, in Ghana tätig und durch sie wurde dieses Hilfsprojekt mit Spendengeldern bei Sammlungen und Veranstaltungen gefördert. Besonders aber durch die jährliche Sternsingeraktion. 2021 feiert Schwester M. Leodegard ihr 65 jähriges Professjubiläum.

Schwester Maria Stefan kommt 1970 nach Ensheim

Schwester Maria Stefan (Flucke) ist in Uder / Eichsfeld, in Thüringen aufgewachsen. Sie ging dort zur Schule und zur Erstkommunion. Nachdem sie miterleben musste, wie der Bauernhof ihres Vaters durch Enteignung des Staates zu einer Kolchose umgewandelt wurde und man sie aufgrund ihres praktizierten Glaubens in der Schule benachteiligte und ausgegrenzte, entschloss sie sich als 15 Jährige aus der damaligen DDR zu fliehen. Ihr Onkel, der Priester war, half ihr dabei, wohl wissend, dass damit eine Gefängnisstrafe für ihn oder ein Aufenthalt im Umerziehungslager für sie verbunden sein konnte, wenn sie gefasst würden. So gelang es ihr im August 1960 zunächst nach Westberlin zu fliehen und von dort aus gelangte sie durch die Hilfe eines Kaplans, der in Berlin arbeitete und aus Ludwigshafen stammte, in ein Flüchtlingslager nach Gießen. Als Jugendliche erlebte sie so, was es bedeutet unter schwierigsten Bedingungen in einem Flüchtlingslager zu leben. Nachdem sie in das Flüchtlingsheim in Koblenz weitergeleitet wurde, fand sie schlussendlich Aufnahme im Nikolaus von Weiß Gymnasium in Speyer und im Internat und kam dort mit Ordensschwestern in Kontakt. In Landau absolvierte sie ihre Ausbildung als Lehrerin und kam nachdem sie 1969 dem Orden beigetreten war, 1970 ganz kurzfristig schon als Novizin nach Ensheim, um eine Stelle als Lehrerin in der Schule anzutreten. 1971 legte sie dann ihre Profess ab und lebt seit dieser Zeit im Schwesternhaus in Ensheim. Bereits 1971 wurde sie als Kommunionhelferin für die Kirchengemeinde beauftragt und übernahm 1990 den Kirchendienst als Sakristanin. Wenn der Blumenschmuck zu erneuern ist, kommt er zumeist aus dem eigenen Garten, in dem sie auch gerne arbeitet. Sie gestaltete Kindergottesdienste, Kinderchristmetten, ist bis heute federführend bei der jährlichen Sternsingeraktion, beteiligte sich am Adventsmarkt, an Sankt Martin, an den Mai- und Rosenkranzandachten sowie Kreuzwegen, am Pfarrfest und ist regelmäßig mit Sr. M. Leodegard im Seniorenheim in Ensheim, wo sie Seniorengottesdienste feiert und für die Insassen als gewählte Sprecherin sich einsetzt. 40 Jahre lang, bis 2010, war sie Grundschullehrerin. In dieser Zeit war sie an der Organisation von Schulfeste und Theaterstücken beteiligt und nicht nur im Sportunterricht ein begeisterter Fußballfan. Bis heute kümmerst sich beide Schwestern um die Austeilung und Sammlung für die Kirchenzeitschrift „der Pilger“, das Pfarrblatt in Ensheim, sowie die Zeitschriften „Stadt Gottes“ und „Kontinente“. 2021 darf Schwester Maria Stefan ihr 50 jähriges Professjubiläum feiern.

Was ist die Berufung einer Ordensfrau

Auf die Frage von Jugendlichen, warum sie im Kloster sei, gab eine Ordensfrau zur Antwort: „Um für andere ganz da sein zu können und in der Nähe Gottes zu leben!“ „Aber dazu muss man doch nicht in ein Kloster gehen!“, kam die spontane Antwort. Das stimmt, sagte die Ordensfrau: „Aber ich bin im Kloster, weil ich glaube, dass Gott mich hier her gerufen hat!“ Es geht also zunächst um den Ruf Gottes im eigenen Leben und Herzen, wenn wir von einer Berufung zum Ordensleben sprechen. Für Schwester M. Leodegard und Schwester Maria Stefan bedeutete dieser Ruf auch ein Wagnis einzugehen, nicht immer zu wissen, ist das jetzt mein Weg, ist das meine wirkliche Berufung? Andere Ordensfrauen waren ihnen hier ein Vorbild und gute Gesprächspartnerinnen, Begleiterinnen , die ihnen halfen sich auf die Berufung zur Ordensfrau einzulassen und ihren Weg mit Christus zu gehen. Dabei haben Ordensfrauen auch eine sehr wichtige Gebetsaufgabe in und für die Kirche. Sie beten täglich nicht nur für sich selbst, sondern auch für uns, für die Menschen in der Pfarrei, bringen deren anvertraute Sorgen und Anliegen vor Gott. Dabei hilft ihnen das Stundengebet, das Rosenkranzgebet und die Feier der Eucharistie. Das Beten und das Arbeiten, das „ora et labora“, gehört zu ihrem Tagesablauf. In ihrem christlichen Engagement spiegeln sich die dominikanischen Werte ihrer Ordensgemeinschaft wieder: „Den Menschen als Geschöpf Gottes zu sehen und ihn in seiner Menschwerdung zu unterstützen.“ Es ist ja das Leben und die Botschaft Jesus, die sie veranlasste, Ordensfrauen zu werden und so dem Ruf Gottes zu folgen. Ihr Ordensgelübde bzw. ihre Ordensprofess stellten ein öffentliches Versprechen dar, um in einer Ordensgemeinschaft leben zu können. Dabei versprechen sie, in der Ehelosigkeit, in der gebotenen Armut und im Gehorsam gegenüber den Lebensgewohnheiten ihrer Ordensgemeinschaft zu leben. Ihr Ordensgründer, der Heilige Dominikus, der im 13. Jahrhundert lebte und wirkte, hat schon damals viel Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Sein Leitmotto war: „Überzeugend von Jesus reden, bescheiden Leben und an keinen Ort gebunden sein!“ Dieser Überzeugung sind Sr. M. Leodegard und Schwester Maria Stefan gefolgt.

Dafür wollen wir Ihnen heute unseren ganz besonderen Dank aussprechen.



Text und Bild: Pfarrer Stephan Meßner