Der Heilige Wendelin

Am 20. Oktober war der Gedenktag des Heiligen Wendelin (Sankt Wendel). In diesem Jahr begehen wir den 1.400sten Todestag des heiligen Wendelin. Der Sohn aus einem irischen Königshaus spürte schon in jungen Jahren, dass er ein anderes Leben als das seines Vaters, dessen Krone ihm in Aussicht stand, führen wollte. So zog er aus dem Palast seiner Eltern aus und schloss sich der iro-schottischen Mission an, indem er sich als Wandermönch nach West- und Mitteleuropa kam um den christlichen Glauben weiterzugeben.

Nach einer Pilgerfahrt nach Rom besuchte er die Kaiserstadt Trier und nahm bei einem reichen Gutsherrn die einfache Hirtentätigkeit an, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Von dort kam er bis ins heutige nördliche Saarland. In der Einsamkeit der Wälder und Wiesen, konnte er fasten, beten, arbeiten und sich seinen Studien widmen. Jetzt hatte er die Grundlagen des iro-schottischen Mönchsideals gefunden, nämlich in der Stille und in der Einsamkeit Gott zu suchen.

Der Gutsbesitzer stellte Wendelin für seine treuen Dienste ein Stück Land in dieser Gegend zur Verfügung. Dort konnte er nun seine Einsiedelei errichten und wurde so in der Folgezeit zu einem großen Helfer und Ratgeber für die Landbevölkerung, die mit ihren vielfältigen Sorgen und Problemen bei ihm Rat suchte und fand, vor allem, wenn ihr Vieh krank oder am Verenden war. Wendelin hat unzähligen Bauern und Landarbeitern und notleidenden Menschen geholfen, bis ihn die Mönche der benachbarten Klostergemeinschaft in Tholey zu ihrem ersten Abt wählten und er dort im Jahr 617 verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er dann in St. Wendel, wo er als Eremit gelebt und gewirkt hat und wo sein Grab bis heute erhalten ist.

Der heilige Wendelin wird mit einem Hirtenstab und der Heiligen Schrift in der Hand neben seinen Schäfchen dargestellt. Als Schutzpatron der Hirten, der Landarbeiter und der Bauern ist seine Verehrung seit 1.400 Jahren nicht verstummt. Zeit seines Lebens hat Wendelin Gott in seinem Leben und für sein Leben gesucht. Er hat seine Heimat verlassen, seinen Besitz aufgegeben und sich ganz dem Evangelium verschrieben.

Nicht Gott stellt sich uns in den Weg, sondern wir stellen die Dinge, die uns wichtiger erscheinen, Gott in den Weg, womit wir uns den Zugang zu ihm verbauen. Wie können wir heute in einer hektischen, digitalen und fast undefinierbaren Welt Gott suchen und finden? Lässt er sich überhaupt noch finden? Suchen wir uns Orte und Momente der Stille in unserem Alltag; nehmen wir uns die Zeit, um in der Heiligen Schrift Gottes Wort zu lesen, und denken wir darüber nach; bringen wir es in Wort und Tat zu unseren Mitmenschen.

Öffnen wir aber auch unsere Sinne, vor allem unser Herz, für das Größere, dann werden wir Gott in jedem Winkel unserer Welt entdecken. Wer Gott ehrlichen und offenen Herzens in dieser lauten und verknitterten Welt sucht, wird ihn auch finden, weil er sich finden lässt. Wer ihn dann aber gefunden hat, hat Leben in Fülle gefunden, sein Leben wird unendlich reicher.

Das Bild links oben ist aus der Pfarrkirche in Ommersheim, das rechts unten aus der Pfarrkirche in Ensheim.

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Text und Bilder: Pfarrer Stephan Meßner