Wenn der Pfarrer zum Bischof Nikolaus wird!

Einmal im Jahr freue ich mich schon ganz besonders, in die Rolle eines großen Heiligen zu schlüpfen, der bis in unsere Zeit an Bedeutung gewonnen hat.

Am 6. Dezember ist sein Festtag. Traditionell ist er an diesem Tag unterwegs von Haus zu Haus.

Doch der gute alte europäische Nikolaus hat im Weihnachtsmann einen Konkurrenten bekommen. Wer aber mehr als 1700 Jahre auf dem Buckel hat, der ist so leicht nicht unterzukriegen. Das „Ho, Ho, Ho“ gehört dann nicht zu meinem Sprachschatz. Ein Bischof und Heiliger drückt sich nämlich intelligenter aus.

Weihnachtsmänner überschwemmen geradezu Fernsehkanäle, Magazine, Kaufhäuser und Einkaufsstraßen. Doch die sind ein Re-Import aus den USA, der den Konsum anheizen soll. Weder eine Armenspeisung noch einen sorgenden Blick auf Menschen in Not hat der Weihnachtsmann bewirkt. Kennen Sie eine einzige „Weihnachtsmann-Kirche“? Außerdem vermittelt er kaum das Bewusstsein, dass Kinder das größte Geschenk sind und unter einem besonderen Schutz Gottes stehen.

Ich beschenke um den Nikolaustag die Menschen gerne, vor allem die Kinder. Auf dem Weihnachtsmarkt in Ensheim, in den Kindergärten und auch beim Seniorennachmittag. Dieses Brauchtum hat sich im Mittelalter herausgebildet. Die Paten haben am 6. Dezember Geschenke verteilt. Diesen Brauch gibt es etwa in Holland noch heute. Interessant ist, dass bis zur Reformation generell keine Weihnachtsgeschenke verteilt wurden. Erst Martin Luther hat in Deutschland das Christkind als Geschenkebringer eingeführt. Für die Kinder habe ich jedenfalls Überraschungen bereit.

Und damit es alle wissen: Ein Heiliger macht den Menschen niemals Angst. Er ist auch kein Kinderschreck. Ich will nicht als pädagogische Waffe missbraucht werden. Einen solchen Erziehungsgehilfen der Erwachsenen, den sog. Knecht Ruprecht - übrigens ein Produkt aus der Aufklärungszeit - sollten die Leute gar nicht ins Haus holen.

Nikolaus war ein Bischof, der bedürftigen Kindern half, zu unrecht Gefangene rettete und vieles mehr. Über ihn und sein Leben gibt es Urkunden, Schriftstücke und Geschichten, die seit Generationen erzählt werden. Er lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Myra in Kleinasien, der heutigen Türkei, nahe Antalya. Das kennen einige vielleicht vom Urlaub her. Als Christ hat er sich für die Armen und Benachteiligten eingesetzt. Für Fremde genauso wie für die Bürger seiner Bischofsstadt. Dort herrschte einmal eine große Hungersnot. Da hat er den Kapitän eines Getreideschiffes überredet, einen Teil der Ladung zu verschenken. Dort hat er sozusagen Brot vermehrt. Ziemlich biblisch.

Es gibt Bruderschaften, die sich in seinem Namen zusammengeschlossen haben oder Armenspeisungen in Nikolaus-Kirchen. Im Mittelalter beruhte das ganze Sozialsystem auf solchen Säulen. Er durfte im Jahr 325 am großen Konzil von Niczäa teilnehmen und legte damals das Glaubensbekenntnis mit fest. Seine Unterschrift findet sich unter den erhaltenen Schriftstücken. Am 6. Dezember, zur Mitte des 4. Jahrhunderts, ist er dann in Myra gestorben und sein Todestag ist heute auch sein Geburtstag für den Himmel. „Nikolaus ist ein guter Mann, dem man nicht genug danken kann …“

Pfarrer Stephan Meßner

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Text und Bilder: Pfarrer Stephan Meßner