Das Wunder von Ensheim

Ein Weihnachtsmärchen der Pfarrei Heilige Veronika

Jedes Jahr sucht ein lokaler Fernsehsender einen Ort aus, in dem ein Krippenspiel von Kindern aufgeführt wird und sendet dieses am 4. Advent. In diesem Jahr hatte sich die Gemeinde St. Peter Ensheim beworben und wurde auch ausgelost. Da in den letzten Jahren meist moderne Interpretationen der Weihnachtsgeschichte gezeigt wurden, hatte sich die Gemeinde für ein klassisches Krippenspiel entschieden. Einfach so, wie es in den Evangelien erzählt wird. Wegen der Aufzeichnung musste das Krippenspiel schon eine Woche vorher, am 3. Advent, aufgeführt werden. Diese Aufführung sollte dann im Pfarrheim stattfinden.

Anfang Dezember kam ein Team des Senders und schaute sich die Proben an. Mit etwas betretener und etwas verärgerter Miene teilten Sie der Gemeinde dann mit, dass sie so etwas Altbackenes nicht im Fernsehen zeigen werden. Die Gemeinde solle noch schnell auf ein moderneres Stück umschwenken oder man würde kurzfristig eine andere Gemeinde suchen.

Daraufhin kam es zu einer lebhaften Diskussion im Gemeindeausschuss. Die Gemeindereferentin, die das Stück mit den Kindern einstudierte, wollte auf die Übertragung verzichten. Die Kinder hätten schon zu viel Zeit investiert und die Proben würden gut laufen. Ein Wechsel kam für sie nicht in Frage. Schließlich wurde dies auch so beschlossen. Auf die Vorführung am 3. Advent im Pfarrheim wollte man aber nicht verzichten und alle legten sich umso mehr ins Zeug, damit es trotz fehlender Übertragung ein großartiges Ereignis werden sollte.

Schnell sprach sich die Entscheidung rum und viele fanden es gut, dass man sich nicht dem Diktat der Medien gebeugt hatte. Viele Leute boten sich an zu helfen. Auch aus der evangelischen Kirche und aus den anderen Gemeinden der Pfarrei meldeten sich Kinder und Erwachsene, die mitmachen und mithelfen wollten. Und da so viele Leute ihr Kommen anmeldeten, wich man vom Pfarrheim auf die Sporthalle aus. Eine strapazierfähige Bodenabdeckung konnte ausgelegt werden und Hobby-Landwirte boten sich an einen echten Esel und Schafe mitzubringen. Ungefähr das halbe Dorf war mittlerweile in die Vorbereitungen eingebunden.

Die Aufführung wurde ein voller Erfolg. Am Ende wies der Pfarrer noch darauf hin, dass das nachgespielte Ereignis zwar schon vor 2000 Jahren stattgefunden hat, dass es aber nach wie vor noch aktuell ist. Immer dann, wenn wir Jesus, dem Sohn Gottes, Raum in unserem Leben geben, wird es für uns Weihnachten. Da die Gemeinde Rostwürste, Bier und Glühwein organisiert hatte, blieben die letzten Besucher noch bis in die Nacht und schwärmten von dem großartigen Ereignis.

In der nächsten Woche konnte sich das Pfarrbüro nicht mehr vor E-Mails mit Glückwünschen retten. Ein Besucher hatte die Aufführung gefilmt und ins Internet hochgeladen. Innerhalb kurzer Zeit gab es überall in den Netzen Tausende von Likes. So wurde Ensheim weit über seine Grenzen hinaus bekannt. Ach ja, das Ersatzstück im Fernsehen: Maria und Josef hatten sich dort über eine Internetkontaktbörse gefunden und statt eines Sternes wurden die Weisen mit einer Handy-App zur Krippe geführt. Das Ganze war ein ziemlicher Flop und anschließend hagelte es schlechte Kritiken.

Natürlich ist die Geschichte frei erfunden. Die Idee dazu kam beim Lesen eines Flyers des Bibellesebundes (www.bibellesebund.de), auf dem die Geschichte „Das Geschenk von Allymore“ von Susanne Koch abgedruckt war und aus der das Motiv übernommen wurde. Die Gemeinde St. Peter Ensheim gibt es aber wirklich. Und dass Jesus, der Sohn Gottes, vor rund 2000 Jahren geboren wurde stimmt natürlich auch. Ebenso, dass wir auch heute noch zu ihm kommen können. Falls Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden.

Unsere Kontaktdaten finden Sie unter Das Seelsorgeteam der Pfarrei.



Text: Michael Schneider, Bild: Pixabay.com