Aktuelle Situation der Flüchtlinge in Ensheim

Liebe Besucher, seit es das Christentum gibt, ist es eine seiner Grundsätze sich um die "Fremden, Witwen und Waisen" zu kümmern. Diesen Auftrag gab schon Gott durch Moses an sein Volk, wobei man heute "Witwen und Waisen" durch "Hilfsbedürftige" ersetzen würde. Ganz konkret haben wir zurzeit hilfsbedürftige Fremde, nämlich Flüchtlinge in unseren Gemeinden. Heute möchten wir Sie über die Situation der Flüchtlinge in Ensheim informieren.

In Ensheim sind zurzeit 46 Flüchtlinge in der ehemaligen städtischen Kita untergebracht, die damit voll belegt ist. Die ersten Flüchtlinge kamen Anfang Dezember, die letzten Anfang Januar. Weil die öffentliche Hand in der aktuellen Situation überfordert ist, sind sie auf die Mithilfe der Einwohner angewiesen. Da dies in der Vergangenheit gut geklappt hat, möchten wir hier, auch in ihrem Namen, Lob und Dank aussprechen für alle, die bisher auf die vielfältigste Art und Weise mitgeholfen haben. Die Flüchtlinge stammen alle aus Syrien und bringen zum Teil sehr traumatische Erlebnisse mit. Es handelt sich bei allen um Kriegsflüchtlinge. Die 46 Person sind in Zimmern mit bis zu 10 Betten untergebracht. Es gibt eine Gemeinschaftsküche und einen gemeinsamen Aufenthaltsraum, der gerade so für alle Personen reicht. Aus Brandschutzgründen können leider größere Flächen im Flur und in den Durchgangsbereichen nicht genutzt werden.

Unter den Flüchtlingen sind auch insgesamt 5 Familien mit kleinen Kindern. Diese wollten zuerst gar nicht bleiben, sondern wieder nach Lebach zurück. Das Problem für die Familien ist, dass sie keinen eigenen Bereich haben. So gibt es im Sanitärbereich nur eine Herrentoilette mit Kabinen und Urinalen, was für die Frauen und vor allem auch für die kleinen Mädchen unangenehm ist. Auch die Situation, dass sich alle eine einzige Küche teilen müssen, ist für die Familien schwierig. In den Zimmern ist leider kein Platz für Tisch und Stühle, so dass sie auf den gemeinsamen Aufenthaltsraum angewiesen sind. Dieser ist aber den gesamten Nachmittag durch den Deutschkurs belegt. Dieser offizielle Kurs findet seit Anfang des Jahres statt, es wurde aber vorher bereits auf ehrenamtlicher Basis ein Deutschunterricht angeboten. Die Kinder gehen entweder in die Grundschule in Ensheim oder in die weiterführende Schule nach Ommersheim.

Es ist zwar gut, dass Familien hier sind, da Familien einen stabilisierenden Einfluss haben, aber für die Kinder ist die Situation natürlich sehr unschön. Deswegen werden zurzeit in der Nähe Wohnungen für diese Familien gesucht. Da die Flüchtlinge nicht über ein Fahrzeug verfügen sollten die Wohnorte eine gute Busanbindung haben.

Leider wusste vorher niemand, wann wie viele Personen kommen, ob es sich dabei auch um Frauen und Kinder handelt und ob sie Bettwäsche mitbringen. Alle im Vorfeld gemachten Angaben waren bisher falsch, so dass die Helfer jedes Mal, wenn neue Bewohner gebracht wurden, schauen mussten, wer da jetzt überhaupt ankam und was derjenige brauchte. Das hat insbesondere die Kleiderkammer ins Schwitzen gebracht. Da die Räumlichkeiten unter der Kirche sehr beengt sind und kaum Lagerungsmöglichkeiten bieten, mussten zunächst Spenden abgelehnt werden, die dann kurz danach wieder gesucht wurden. Es kam auch vor, dass manche Sachen mehrfach gespendet wurden, und dadurch nicht alle Spenden gebraucht wurden. Durch Geldspenden kann die Flüchtlingshilfe jetzt auch fehlende Dinge zukaufen.

Für Ensheim und Eschringen zusammen gibt es rund 20 offizielle ehrenamtliche Helfer, sowie weitere Personen, die bei Bedarf mit angreifen. Die Helfer sind unter anderem damit beschäftigt den Flüchtlingen bei der Bewältigung der deutschen Bürokratie zu helfen. So gab es beispielsweise einige Verwirrungen beim Prozedere mit den Behandlungsscheinen, die für einen Arztbesuch notwendig sind. Hier haben dann teilweise Ärzte auf ihr Honorar verzichtet und auch Apotheker Medikamente auf eigene Kosten abgegeben.

Die meisten der Flüchtlinge sind sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Negative Erfahrungen wurden in Ensheim und auch in Eschringen bisher nur selten gemacht und alle hoffen natürlich, dass dies so bleibt. Aber wie sich jeder vorstellen kann, gibt es auch Spannungen. Wenn sich über 40 Menschen die Küche und die Toiletten teilen, bleibt das nicht aus. Der Kontakt der Helfer zu den Flüchtlingen, die am Anfang kamen, ist sehr gut. Zuletzt kamen sehr viele auf einmal, so dass auch die ehrenamtlichen Helfer teilweise den Überblick verloren und der Kontakt nicht so ganz zufriedenstellend ist. Deshalb gibt es jetzt Überlegungen die Hilfsstrukturen zu verbessern und eventuell auch auf die Ehrenamtsbörse zurückzugreifen.

Von der beengten Raumsituation abgesehen, sind die Flüchtlinge sehr froh in Ensheim zu sein. Sie erleben die Ensheimer als sehr freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Deshalb sollte es gut möglich sein, die Flüchtlinge in das Dorfleben zu integrieren. Die größten Probleme sind dabei die mangelnden Deutschkenntnisse. Einige verstehen englisch, so dass auf diesem Umweg eine Kommunikation möglich ist. Einige Bewohner spielen Handball und einige haben jetzt mit Fußball begonnen. Über den Sport, sprich über die DJK und den Turnverein ist an dieser Stelle schon mal ein Kontakt mit anderen Ensheimern gegeben. Eine weitere Aktion ist das wöchentliche gemeinsame Kochen, um das sich der "Club der kochenden Männer" kümmert. Diese hatten auch an Heiligabend für alle Bewohner gekocht. Wenn die Sprachbarrieren niedriger werden, werden sich sicherlich noch viele andere Gelegenheiten zum Miteinander finden. Denn nur durch Integration kann verhindert werden, dass sich Subkulturen ausbilden.

Bisher sind fast alle Flüchtlinge Muslime, die es in einen sehr stark katholisch geprägten Ort verschlagen hat. Bisher war das auf beiden Seiten kein Problem. Es ist geradezu ein Merkmal christlicher Identität, Fremden gegenüber hilfsbereit zu sein, ohne Ansehen der Herkunft oder der Religion. Und auch die Muslime, die hier sind, sind offen gegenüber dem Christentum. In ihrer Heimat feierten manche sogar zusammen mit ihren christlichen Freunden die christlichen Feste. So ist auch für die Zukunft nicht mit Schwierigkeiten auf Grund der unterschiedlichen Religionen zu rechnen. Die Situation insgesamt ist aber nicht einfach. Aber sie ist nun einmal so, wie sie ist. Alle sollten versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen, was bisher schon ganz gut geklappt hat.

Für weitere Fragen und Anregungen kann man sich an die Flüchtlingshilfe Ensheim und Eschringen wenden. Weitere Informationen finden sich auch im Internet unter www.fluechtlingshilfe-ensheim-eschringen.de.



Text: Michael Schneider, Bild: Peter Weidemann bei Pfarrbriefservice.de