Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongress

Im Mai des Revolutionsjahres 1789 übernahm als Letzter in der Reihe der Wadgasser Prämonstratenserpatres Charles Blasius die Führung von St. Peter Ensheim. Zuvor war er Lektor der Philosophie und Theologie in der Wadgasser Abtei, von 1780 bis 1784 Vikar in Saargemünd und hernach Kurat in Köllerbach. In kürzester Zeit konnte unter seiner Regie das Pfarrhaus durch ein Obergeschoß fertig gestellt werden.

Weil er den geforderten Eid auf die Verfassung der Französischen Republik nicht leistete, wurde Pfarrer Blasius zum Tode verurteilt. Einen Tag vor seiner bereits anberaumten Hinrichtung starb in Paris Robespierre durch die Guillotine. Die Schreckensherrschaft hatte ein Ende, und Charles Blasius zog an seinen Heimatort Schweich an der Mosel, wo er im November 1805 starb.

Mit Pfarrer Charles Blasius endete die jahrhundertelange seelsorgerliche Betreuung der Pfarrei St. Peter Ensheim durch Priester der Prämonstratenserabtei Wadgassen. Auf Beschluss der Französischen Nationalversammlung in Paris wurden 1790 alle auf französischem Staatsgebiet gelegenen Abteien aufgehoben. Das traf auch Wadgassen, das von Lothringen einverleibt worden war. Die Propstei Ensheim war davon vorerst ausgenommen, da sie ja auf deutschen Gebiet lag.

Das änderte sich im Jahr 1792. Am 12. Juli dieses Jahres wurde die Propstei aufgelöst und Ensheim von Nassau Saarbrücken in Besitz genommen. In dem dazu gefertigten Protokoll heißt es:

"...habe ich mich gestern früh nebst dem hierzu requirierten Kaiserlichen Notario publico Johann Karl Dodelius und ... zwei Zeugen... von Fechingen nach Ensheim begeben, um namens des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ludwig Fürsten zu Nassau Saarbrücken... von dem wadgassischen Ort Ensheim und allen daselbst liegenden Gütern...vollständigen eventualen Besitz zu nehmen.

Als ich in Ensheim angekommen, begebe ich mich in die Behausung des derzeitigen Herrschaftlichen Meyers Peter Adt und eröffne solchem, wie ich beauftragt seie... Diesem Befehl unterzog sich besagter Meyer Adt auch sogleich willig, konnte aber, da die meisten Einwohner auf dem Feld in der Arbeit waren...diese Leute erst um 11 Uhr zusammen bringen

...Unter Zuziehung des Notarii und der zwei Zeugen begebe ich mich sofort zu dem dasigen Propstey-Haus... Ich schicke sofort den...Amtsboten Hochapfel voraus, um die dasige Amtsstube eröffnen zu lassen. Dieser kam aber mit der Antwort zurück, wie der klösterliche wadgassische Beamte, welcher den Schlößel habe, nicht in loco seye, und man daher nicht öffnen könne... Ich ließe durch den dasigen Meyer Adt den Schlosser Adam Martin von da rufen und befahl ihm, die Türe zu der Amtsstube... mit denen bey sich gehabten Hauptschlüsseln, welcher derselbe... nach einigem Weigern befolgte

...Ich ...las das mir gnädigste erteilte Commisorium vor und erklärte (ihnen), dass ich kraft deselbigen Namens des Durchlauchtigsten Fürsten und Herren, Herrn Fürsten zu Nassau Saarbrücken... hiesigen ehemals Klösterlichen Wadgassischen Ort Ensheim... hiernach in vollständigen eventualen Besitz nehme... Nach Beendigung dieser Geschäften wurde die Amtsstube...wiederum zugeschlossen und das Propstey-Gebäude von mir verlassen...

Schließlich bemerke ich an noch unterthänigst, dass dieser Besitz-Ergreifung ohne jemandes Widerrede oder Protestation geschehen ist.

Saarbrücken am 12 Juli 1792 Isenbeck"

Bei der Neugliederung der Kirchenprovinzen unter Napoleon kam die Pfarrei Ensheim im Jahr 1802 zur Diözese Trier. Es dauerte aber noch drei Jahre, bis auch ein Seelsorger für diese Pfarrei bestellt werden konnte: Johann Barthomlomé Barth, Priester der Diözese Trier. Er musste den Eid auf die Verfassung leisten und wurde vom Kultusminister der Französischen Republik ernannt. Sein Nachfolger, Johann Heinrich Schröder, ebenfalls Trierer Diözesanpriester, wurde 1811 sogar durch eine Urkunde von Napoleon ernannt:

"Nous Archi-Trésorier de l’Empire, en exécution de l’article VI du Décret impérial due 11 Prairial An 12: Vu la Nomination faite le 11 Novembre 1811 par Monsieur L’Evece des Tréves et à nous présentée par le Ministre des Cultes, de la personne du Sieur Schroeder Jean Henri né le 14 mars 1773 à la Succursale d’Ensheim canton de Bliescastel arrondissement de Sarrebruck département da la Sarre.

Mandons à tout Payeur, autorisé à cet effet, de payer audit Sieur la somme annulle de cinq cents francs laquelle sera payée par quart et de trimestre en trimestre, à compter du 11 Novembre 1811 sous la déduction néanmoins de la persion dont jouit ledit Sieur et ce tant qu’il sera titulaire de ladite Succursale. En foi de quoi nous avons signé le présent Brevet, et l’avons fait contresigner par le Secrétaire des nos commandements.

A Amsterdam le vingthuit Janvier mille huit cent douze..."

Pfarrer Schröder war sehr lange Seelsorger in Ensheim: - bis 1855. In seine Zeit fielen die Eingliederung der Pfarrei in die Diözese Speyer, die erste Erweiterung der 1755 erbauten Kirche (siehe unten) und der industrielle Aufschwung in Ensheim mit all den positiven und negativen Begleiterscheinungen für die Bevölkerung.


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Quelle: Festschrift 250 Jahre St.Peter