Vom Wiener Kongress bis zum Anfang des 20. Jahrhundert

Nach der Neuordnung der politischen Verhältnisse in Mitteleuropa auf dem Wiener Kongress (1814/1815) wurden auch die deutschen Diözesangebiete z. T. neu geordnet. Die Diözese Speyer wurde für den Verlust ihrer rechtsrheinisch gelegenen Gebiete u. a. durch ehemaliges Metzer Territorium entschädigt und 1817 neu errichtet. So kam auch die Pfarrei Ensheim zur Diözese Speyer.

In seinem ersten Hirtenbrief vom Jahr 1822 schrieb Bischof Matthäus de Chandelle u. a.:

"...Das uralte Bisthum Speier, dessen Anfang Geschichtschreiber von dem Bischofe Jessius, welcher ungefähr um das Jahr 330 gelebt hat, herleiten, das aber von Athanasius an, der zu Anfange des siebten Jahrhunderts Bischof zu Speier war, in ununterbrochener Reihe der Bischöfe so viele Jahre hindurch blühend gewesen, durch bekannte Ereignisse aber erloschen, und anderen Diözesen einverleibt worden, ist durch die Barmherzigkeit Gottes wiederum hergestellt...Ich zittere, wenn ich an die großen und schweren Pflichten gedenke, welche schon überhaupt mit dem bischöflichen Amte verbunden sind; um so mehr aber bei einem solchen Bisthume, wie das von Speier ist, welches aus vier Theilen, die zu vier verschiedenen Diözesen gehört haben, zu einem Bisthum hergestellt worden ist, wo folglich der Grund zu dem inneren Baue gelegt werden muß...".

Mit den Jahren und Jahrzehnten wuchs die Diözese Speyer zusammen. Auch Pfarrer wie Johann Heinrich Schröder hatten in ihrer Loyalität dazu beigetragen. Am 16. März 1855 starb er. An der Südseite der Kirche fand er sein Grab.

Für einige Monate übernahm der Ordensgeistliche Franziskus Biergans die Leitung der Pfarrei. Aber schon im August 1855 wurde der damals erst 29 Jahre alte Pfarrer Anton Colling, bis dahin Pfarrer in Elmstein, zum neuen Seelsorger von Ensheim ernannt.

Mit geradezu jugendlichem Eifer suchte er den Glauben der Katholiken gegen ein aufkommendes liberales Gedankengut und auch überlieferte Frömmigkeitsformen zu schützen. So geht auf seine Veranlassung wohl u. a. auch die Einrichtung des 40-stündigen Gebets an den Fastnachtstagen zurück.

Jedoch in Franz Adt, dem Bayerischen Landtagsabgeordneten, Ensheimer Bürgermeister und Teilhaber an der Firma Gebrüder Adt, der vom Geist der Aufklärung wohl nicht ganz unberührt geblieben war, fand Pfarrer Colling bald einen potenten Gegenspieler. Jeder der beiden versuchte auf seine Weise, den eigenen Einfluss bei staatlichen und kirchlichen Behörden und die persönlichen Stärken auszuspielen, bis auch Teile der Bevölkerung in ihren Streit hineingezogen waren. Pfarrer Colling zog die Konsequenz und verließ im Mai 1865 die Pfarrei Ensheim. Er übernahm die Pfarrstelle in Herxheimweiher und starb - hochbetagt - im Jahr 1923 in Herxheim.

Sein Nachfolger wurde Johannes Krack, der bis dahin die Pfarrei Esthal betreut hatte. Aus den Sitzungsprotokollen der Kirchenverwaltung geht hervor: In den sieben Jahren seiner Ensheimer Tätigkeit wurde u. a. das Kircheninnere künstlerisch neu gestaltet.

Im September 1872 folgte ihm Friedrich Bertram auf die hiesige Pfarrstelle. Er kam von Mörlheim-Queichheim. Im Verein mit den Verantwortlichen in Dorf- und Kirchengemeinde wurden zu seiner Zeit bereits erste Pläne zu einer großen Kirchenerweiterung gefasst.

Nach seinem Verzicht auf die Pfarrei Ensheim im Jahr 1888 war vorübergehend Georg Hauck zu Haqua hier Pfarrverwalter, bis ihm die Pfarrstelle von Schweix angeboten wurde.

Als Pfarrer Heinrich Geiger im Frühjahr 1888 seinen Dienst in Ensheim antrat, kam er mit dem ausdrücklichen bischöflichen Auftrag, der Raumnot in der Kirche St. Peter Abhilfe zu verschaffen. Als erste Maßnahme hierzu wurde eine Kaplanstelle errichtet. So konnte sonntags eine zweite Messe gefeiert werden, und die doppelte Anzahl von Mitfeiernden hatte Platz. Als Pfarrer Geiger im Jahr 1909 Ensheim verließ, war aber auch die gesamte Kirche zur heutigen Größe und Gestalt erweitert. Er starb im Jahr 1925 in Burrweiler als frei resignierter Pfarrer von Hambach.



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Quelle: Festschrift 250 Jahre St.Peter