Zwischen Reformation und französischer Revolution

Mit dem "Frieden von Nymwegen" vom Jahr 1679 zwischen Ludwig XIV. und dem Deutschen Kaiser endete diese Zeit der religiösen Streitigkeiten. Ludwig XIV. wollte das französische Hoheitsgebiet bis zum Rhein ausdehnen. So genannte "Reunionskammern" hatten in seinem Auftrag zu ermitteln, welche Gebiete früher einmal zu Frankreich gehörten. Auf diese Weise kam neben der Grafschaft der Leyen auch die Grafschaft Saarbrücken sowie das Gebiet der Wadgasser Herrschaft vorübergehend zu Frankreich. Kurzer Hand wurde deren Bevölkerung das katholische Bekenntnis einfach wieder "verordnet".

Zunächst war die Wadgasser Abtei jedoch nicht in der Lage, einen ihrer Mönche als katholischen Seelsorger für Ensheim zu bestellen. Diese Aufgabe übernahm darum zunächst einer der Gräfinthaler Mönche. Im Anschreiben an den dortigen Prior heißt es: "Georges d’Aubusson de la Feuillade, ...Erzbischof von Embrun und Bischof von Metz... dem uns in Christus geliebten Sohn Carl de la Serre, Prior in Gräfinthal, Gruß im Herrn! Da also die Pfarrkirchen von Ranschbach und Ensheim von ihrem eigenen Hirten verlassen und verwaist sind durch Abfall wegen der lutherischen Häresie, die seit langer Zeit dort vorherrschend ist, - daher kommt es, dass wir für das Heil der Pfarrkinder jener Kirchen sorgen wollen und dir... die besagten Pfarrkirchen von Ranschbach und Ensheim zu bedienen erteilen, dort die Messe zu feiern und die Sakramente den Pfarrkindern zu spenden... Gegeben zu Saargemünd während einer Visitation im Jahr 1680, am 31. des Monats Mai". Pater Caspar Dropsy wurde mit dieser Aufgabe betraut. Er führte die katholischen Riten, Bräuche und Feste wieder ein. Er machte auch den Anfang mit der Registrierung der Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle in den Standesbüchern der Pfarrei St. Peter Ensheim. Pater Dropsy durfte nur sehr kurz Seelsorger in Ensheim sein. Schon im ersten Jahr fiel er einem Raubmord zum Opfer.

Ihm folgte 1681 auf Präsentation des Wadgasser Abtes Petrus Marx und gegen den Widerstand der Saarbrücker Regierung Pater Bartholomäus Schenk aus der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Um ihn ranken sich viele Streitgeschichten. Manche davon waren wohl auch ein wenig geschürt. In einer Klageschrift des Kirchenrates vom Jahr 1684 heißt es u. a.: "...dass der Priester Bartholomäus Schenk und seine Dienerschaft Guillaume Schar...immer Streit und Zänkereien für jede Bagatelle suchen... alle durch Beleidigungen angreifen, sie Schelme, Diebe, Lügner, Huren und Hexen nennen. Während der Messe tut er murmeln, verleumdet den Meyer. Er liest nie eine Messe ohne den einen oder den anderen zu beschimpfen...". Der Abt schritt ein. Eine Anhörung ergab, dass manche der Beschuldigungen frei erfunden oder auch übertrieben waren. Doch das Verhältnis zwischen Gemeinde und Pfarrer war wohl derart gestört, dass jener Ensheim im Jahr 1684 verließ, um die Pfarrstelle in Dierstein zu übernehmen.

Nachfolger wurde Augustin Schrantz, nun wieder ein Mönch der Abtei Wadgassen. Zuvor war er Seelsorger in Köllerbach. Ensheim war für ihn wohl nur "Durchgangstation" auf seinem Weg als Pfarrer von St. Johann in Saarbrücken. Zwei Jahre nach seiner Amtseinführung ließ der Metzer Bischof George d’Aubusson de la Feuillade eine Visitation durchführen mit dem amtlichen Ergebnis: "Die Kirche ist ein schöner Bau und hat auch alle notwendigen Ornamente für den Gottesdienst. Das heilige Sakrament ist in einem silbernen Ciborium aufbewahrt, Kelch und Monstranz sind ebenfalls von Silber, Ölgefäße und der Taufstein sind in einem sauberen Zustand. Die Kirchenbücher sind vorhanden und ordentlich geführt. Eschringen gehört als Filiale zur Pfarrei Ensheim, wo eine kleine Kirche ist. Diese war bis zu diesem Jahr im Besitz der Lutheraner..".

Möglicherweise noch bevor er das Amt in St. Johann antreten konnte, bekam Pater Schrantz im Februar 1689 für Ensheim in Angelus Schwarz einen kompetenten Mitbruder zur Seite. In dessen Zeit wurde der Ensheimer Kirchhof als Begräbnisstätte für Katholiken behördlicherseits gesperrt. Erst nach geschickten Verhandlungen mit der fürstlichen Regierung von Saarbrücken, währenddessen die Verstorbenen in Eschringen bzw. Ormesheim bestattet werden mussten, wurde die Sperre wieder aufgehoben.

Zum offiziellen Nachfolger von Pfarrer Augustin Schrantz aber wurde 1691 Johannes Welfinger, ebenfalls aus dem Orden der Prämonstratenser Wadgassen, ernannt und im Dezember 1692 ins Ensheim eingeführt. Ihm scheint jedoch nur eine kurze Zeit in Ensheim beschieden gewesen zu sein. Denn sehr bald folgte ihm sein Ordensbruder Ludwig Grenz als Seelsorger nach. Er hatte dieses Amt bis zum Jahr 1700 inne. Hernach übernahm er auftragsgemäß eine neue Aufgabe für den Orden der Prämonstratenser von Wadgassen. Die vakante Pfarrstelle aber wurde vorübergehend von einem Pfarradministrator verwaltet, dessen Name nicht näher bekannt ist.

Über die Einführung seines Nachfolgers Richard Meilinius, ebenfalls Mitglied des Prämonstratenserordens ist ein Protokoll erhalten geblieben: "Ich, Johannes Eligius, Pfarrer der Pfarrkirche St. Quintinius in Bebelsheim in der Diözese Metz, bezeuge allen und jedem..., dass ich kraft des Verleihungsschreibens des erlauchten und ehrwürdigen Herrn Bischofs von Metz, den hochwürdigen Herrn Richard Meilinius in der Diözese Trier in den höchstpersönlichen, unmittelbaren und praktischen Besitz der Pfarrkirche St. Apostel Petrus in Entzheim eingesetzt habe, und zwar durch Berühren des Altars, des Kelches und er Bibel und durch Glockengeläut...". Schon im April 1703 starb Pater Meilinius und wurde in der Kirche vor dem Hochaltar beigesetzt. Für die Monate der Vakanz übernahm vorübergehend Pater Hugo Tritz von der Abtei als Pfarrverwalter den Pfarrdienst.

Bereits im September ernannte der Metzer Bischof Hinrich Carolus du Cambont de Coislin den Kanoniker der Wadgasser Abtei Adalbert Wagner, bis dahin Pfarrer in Heslingen, zum neuen Seelsorger von Ensheim. Bis Januar 1736 versah er diesen Dienst und wurde in der Kirche beigesetzt. Als sein Nachfolger wurde Johannes Baptista Rudolff, ebenfalls Kanoniker und Ordensmann von Wadgassen, im Februar 1736 in sein Amt eingeführt. Er war übrigens der Neffe des damaligen Abtes Hermann Merz. Pfarrer Rudolff verstarb im Jahr 1751 und fand - wie schon seine beiden Vorgänger - in der Kirche sein Grab.

Am 30. August dieses Jahres wurde Peter Caren durch Pfarrer Georgy von Bebelsheim, damals Erzpriester (Dekan) des Landkapitel St. Arnual, als Pfarrer von Ensheim eingeführt. Caren war - wie seine Vorgänger - Regularkanoniker vom Orden der Prämonstratenser. Vor seiner Berufung auf die Pfarrstelle Ensheim war er Lehrer in den Fächern Philosophie und Theologie, Organist und Musiker in der Abtei und zuletzt Vikar in Ebersviller und Saargemünd. In Ensheim fand er jedoch eine wegen Einsturzgefahr gesperrte Kirche und ein völlig desolates Pfarrhaus vor. Schon 1738 hatte zwar der Bischof von Metz die Renovierung bzw. einen Neubau von Kirche und Pfarrhaus angemahnt. Doch die Abtei zögerte diese Maßnahme Jahr um Jahr hinaus. Man hatte zwar Pfarrer Caren zwar bei seinem Amtsantritt versprochen, dass im Frühjahr die Bauten beginnen sollten. Statt dessen war er dazu gezwungen Gottesdienste nur im Freien und nur bei entsprechender Witterung zu feiern. Die Sperrung galt auch für den Friedhof und die Kapelle. So mussten die Verstorbenen auf den Nachbarfriedhöfen beerdigt werden. Die Pfarrmitglieder klagten dagegen beim Bischof in Metz, der Pfarrer mehrfach bei der Abtei.

Wie dann 1754 die alte Kirche abgerissen und mit dem Neubau begonnen war, dachten man in Ensheim schon an deren Ausstattung: Eine neue Glocke wurde gekauft, neue Kirchenbänke in Auftrag gegeben, sogar eine neue Kirchturmuhr angeschafft. Als dann der Bau stand, wurde auch bei der Innendekoration der Kirche hinsichtlich bei Maler-, Stuck- und Vergoldungsarbeiten nicht gerade gespart. Pfarrer Caren lieh dafür offensichtlich Geld bei einem Bekannten. Doch die Rückzahlung dieses Darlehens brachte Probleme: Abt und Pfarrer wiesen sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu. Daraus entwickelte sich ein skandalöser Streit. Abt Michael Stein (1743 - 1778) ließ kaum eine Gelegenheit aus, Pfarrer Peter Caren zu demütigen. Die Auseinandersetzung endete vorläufig darin, dass der Pfarrer 1764 seines Amtes enthoben und auf Betreiben des Abtes von Saarbrücker Husaren in einer spektakulären Aktion verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. Der Prozess gegen ihn fiel zu seinen Gunsten aus. Pfarrer Peter Caren starb im Jahre 1771.

Als sein Nachfolger wurde Johann Michael Thill als Seelsorger von Ensheim ernannt und im Februar 1772 eingeführt. Er leitete die Pfarrei bis zu seinem Tod im Jahr 1782 und wurde in der Kirche beigesetzt. Auf Vorschlag des Wadgasser Abtes Petrus Schmidt wurde noch im selben Jahr der Ordenspriester Nikolaus Hildesheim durch den Bischof von Metz zum Pfarrer von St. Peter Ensheim ernannt. Er starb 1785 an den Verletzungen, die er sich beim Sturz aus einem Fenster zugezogen hatte.

Ihm folgte im Juli 1786 der Prämonstratenserpater Heinrich Hocquay als neuer Seelsorger der Pfarrei. Er starb im August 1788 und fand in der Kirche seine letzte Ruhestätte.

Bis zum Mai des darauf folgenden Jahres war Mathias Fischer Pfarrverwalter.


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Quelle: Festschrift 250 Jahre St.Peter