Schließlich war es dann doch soweit: Eine umfassende Kirchenerweiterung war einfach nicht mehr zu umgehen. Denn wiederum waren Stuckelemente von der Decke gefallen. Das war wohl der letzte Anstoß, nun ernstlich ans Werk zu gehen.
Im Protokollbuch des Verwaltungsrates ist unter dem Datum vom 10.02.1907 zu lesen:
"Die im Jahre 1755 erbaute Pfarrkirche der die Gemeinden Ensheim und Eschringen umfassenden kath. Pfarrei Ensheim reicht zur Unterbringung der Pfarrgenossen trotz doppelter Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen nicht mehr aus. Der benützte Raum beträgt nur 414 qm und bietet unter normalen Verhältnissen bloß für 600 Besuchern Platz. Die kath. Bevölkerung der beiden Gemeinden ist aber seit 30 Jahren von 1944 auf 2959 Seelen, also um 52% angewachsen, kann darum unmöglich in einer Kirche Unterkunft finden, die vor 150 Jahren für die Bedürfnisse einer vielleicht auf den dritten Teil der heutigen Einwohner beschränkten Pfarrgemeinde eingerichtet worden ist. Infolge dessen herrschen auch bei den Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen in der Kirche die unwürdigsten Zustände. Männer und Jünglinge müssen auf der Treppe zur Emporbühne herumstehen. Die Schuljugend sitzt oder steht vor den Seitenaltären und im Chor bis an den Hochaltar heran in allen möglichen, nur nicht für die Heiligkeit und den Ernst des Gottesdienstes passenden Stellungen. Die Kirchenstühle sind auf das engste zusammengerückt und die Besucher darin zusammengedrängt, dass sich niemand rühren kann. Die Zustände können nicht länger mehr fortbestehen. In der Erkenntnis, dass Abhilfe dringend nottut, hat sich darum ein Kirchenbauverein in Ensheim gebildet, der sich die Beschaffung der Mittel für Erweiterung der Pfarrkirche zum Ziel gesteckt hat...."
Ohne Zögern machten sich alle Verantwortlichen ans Werk. Eine Tombola zu Weihnachten 1907 erbrachte 4.000 Mark. Johann Peter Noel stiftete 2.000 und Kommerzienrat J.B. Adt 30.000 Mark.
Zur Planung und Baubetreuung des Erweiterungsbaus konnte dem Kirchenbaumeister Wilhelm Schulte sen. aus Neustadt gewonnen werden.
In seiner Baubeschreibung vom 07. März 1908 heißt es:
"Der ältere Teil der jetzigen Kirche einschließlich des Dachreiters ist 1755 erbaut und 1834 um einige Meter nach Westen verlängert worden. Das Schiff hat jetzt 25.82 m Länge und 11,70 m lichte Breite und ist für die große Gemeinde von ca. 2.600 Seelen viel zu klein. Für einen Neubau fehlt das Geld, und es ist auch kein geeigneter Platz im Orte. Auf dem jetzigen Platze aber wäre kaum mehr zu erreichen als durch die projektierte Vergrößerung. Es soll nun das alte Chor und die Sakristei abgebrochen und hiefür eine größere Querschiffanlage mit Chor angebaut werden, woran sich Turm und Sakristei an der Südseite anschließen. Das nördliche Querschiff erhält eine Empore zur Aufnahme der Orgel, wodurch dann die große westliche Empore ganz für Sitzplätze ausgenutzt werden kann... Die langgestreckte Grundrißanlage wird nicht auffallen, da die 9 m tief umgebaute Empore und die breite Querschiffanlage den Innenraum wieder kürzer erscheinen lassen. Um die innere Höhe mit der Länge in besseres Verhältnis zu bringen, sind schubfreie Tonnengewölbe in Eisenkonstruktion vorgesehen, soweit es die Dachkonstruktion des alten Teiles zuläßt. Die Architektur ist dem alten Bau entsprechend in einfachen Spätrenaissanceformen gehalten mit verputzten Außenflächen und Hausteingiebel- und Fenstereinfassungen. Das Chor hat die Form und die Maße des alten Chores. Es soll darin die vorhandene schöne Wandvertäfelung sowie das große Tafelgemälde angebracht werden. Einige tausend Mark Unkosten verursachen die tiefen Fundamentierungen, welche bis auf den Felsenboden hinabgeführt werden müssen. Andere Schwierigkeiten wie die Beibehaltung des Durchgangs nördlich der Kirche und die Erhaltung der erst vor 10 Jahren erbauten Kapelle können bei dem stark abfallenden Terrain durch Überbauung überwunden werden. Die Ausführung der Maurerarbeiten soll in den Fundament- und Sockelmauern aus Bruchsteinen mit Zementmörtelzusatz und darüber aus Backsteinmauerwerk erfolgen. Die Baukosten sind auf 75.300 Mark veranschlagt, wobei die hohen Lohnsätze der Umgebung von Saarbrücken berücksichtigt sind."
Am 22. Januar 1908 erteilte die Pfälzische Bezirksregierung die Baugenehmigung:
"Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreiches Bayern Verweser, haben den vorgelegten Plänen für die Erweiterung der katholischen Pfarrkirche in Ensheim, KreisBezirksamts St. Ingbert, in ästhetischer Beziehung die allerhöchste Genehmigung allergnädigst zu erteilen geruht..."
Bereits im Juni 1908 werden die einzelnen Gewerke vergeben: die Abbruch-, Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten an Firma Josef Walter aus Lauterecken, die Zimmererarbeiten an die Gebrüder Faul aus Reichenbach, die Dachdecker- und Spenglerarbeiten an Johann Kuntz aus Ensheim, die Schreinerarbeiten an Adolf Lauer ebenfalls aus Ensheim sowie die Schlosserarbeiten an die Firma Johann Brandenburger aus Brebach.
Die Arbeiten gingen zügig voran. Und als Pfarrer Geiger im Jahr 1909 Ensheim verließ, war die Kirche fertig gebaut. Auch die Inneneinrichtung war schon in Angriff genommen. Bei der Herstellung der Kirchenbänke teilten sich die Ensheimer Schreinermeister Franz Breit, Adolf Lauer, Robert Blaes und Johann Werndorff die Arbeit. Ein Meter Kirchenbank kostete damals übrigens 21 Mark. Die Kirchenfenster stammten aus der Münchener "Kaiserliche, Königliche und Erzherzogliche Hof-Glasmalerei" Bockhorni. Der Restaurierung der Altäre und Bilder nahm sich der Kunstmaler Robert Schlegel aus Forbach an. Firma Vogel aus Bergzabern lieferte die neuen Beichtstühle. Die Kirchengemeinde leistete sich damals sogar eine Heizung: Mahr & Söhne, Aachen, Spezialfirma für Kirchenheizungen, baute sie ein.
Auch während der gesamten Bauzeit feierte die Ensheimer Katholiken ihre Gottesdienste in der Kirche, selbst wenn diese oft eher nur Baustelle war. Am "Peterstag" des Jahres 1911 fand schließlich deren feierliche Einweihung durch den damaligen Speyerer Bischof und späteren Kardinal von München Michael Faulhaber unter großer Anteilnahme der ganzen Bevölkerung statt.
Ensheim hätte nun eigentlich zufrieden sein können mit seiner schönen und großen St. Peters-Kirche. Doch im Verborgenen reiften bereits neue Pläne: Sollte eine Barockkirche denn nicht auch mit Stuckdekoration ausgestattet und mit schönen Bildern ausgemalt sein? In den Jahren des Ersten Weltkriegs und auch direkt hernach konnte man an die Verwirklichung solcher Pläne jedoch nicht denken. Und als es wirtschaftlich wieder aufwärts ging, galt es, zuerst eine andere Aufgabe zu lösen: den Neubau der St. Laurentius-Kirche in Eschringen. Nahezu ein Jahrzehnt lang waren dort alle Kräfte gebunden.
Als diese dann im Jahr 1930 fertig gestellt war, meldeten sich auch die alten Pläne von der Ausmalung der Ensheimer Kirche im Barockstil wieder. Und sie sollten, - wenn auch nach mancherlei Schwierigkeiten -, in Erfüllung gehen: In den Jahren 1933/1934 erhielt der Kirchenraum wieder ein barockes Aussehen mit Stuckdekorationen, Freskomalereien und einem neuen Kreuzweg (Näheres siehe unten).
Dazu musste zuvor das große Tafelbild hinter dem Hochaltar weichen. Es bekam einen neuen Platz neben der Kanzel. An seiner alten Stelle aber wurde ein drittes Fenster in die Chorrückwand gebrochen. "Es soll hinkommen ein Glasfenster nach dem Muster der mittelalterlichen Glasmalerei", ist dazu im Protokollbuch des Verwaltungsrates vermerkt.
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Festschrift 250 Jahre St.Peter