Zur Zeit der Reformation

Es waren unruhige Zeiten, die Jahre der Reformation. Etwas davon lässt sich auch an den Namen und Schicksalen der Ensheimer Pfarrer ablesen.

Schon seit dem Jahr 1466 galten die Grafen von Saarbrücken als Schutz- und Schirmherren der Abtei Wadgassen. Zur Zeit der Glaubensspaltung dachten sich manche der Saarbrücker Herren, ihre Schutzherrschaft auch auf das Gebiet der Religion ausdehnen zu dürfen.

Zu Beginn der Reformationszeit war es noch ein wenig anders: Graf Johann IV. selber blieb katholisch, duldete aber die Einführung der lutherischen Religion in seinem Herrschaftsgebiet. So konnten u. a. die Stiftsherren von St. Arnual u. a. die katholische Form der Messfeier abschaffen. In der Folgezeit aber war die Führung der Abtei Wadgassen so schwach, dass es für Ensheim zu einem wahren Hin und Her zwischen der "alten -" und "neuen Religion" kam.

In den Jahren 1568 bis 1570 hatte noch ein Mönch des Wilhelmitenklosters Gräfinthal namens Jacob den Seelsorgedienst in Ensheim inne. Ihm folgte Pater Lucas, möglicherweise ebenso ein Wilhelmit(?). Im Jahr 1574 wurde dann der Wadgasser(?) Mönch Johannes Laurentius Major, der aus Merzig stammte, auf Vorschlag des Abtes Seifridus Hulzlings durch den Metzer Bischof und gegen den ausdrücklichen Widerstand der Saarbrücker Herren zum Pfarrer von Ensheim berufen. In seiner Ernennungsurkunde heißt es u. a.: "... Wie großen Schaden die schon vor langer Zeit entstandenen religiösen Streitigkeiten den Menschen gebracht haben..., wissen wir ... Unsere Diözese Metz hat den größten Teil dieses Leidens gespürt... Daher kommt es, dass sich mehrere Pfarreien ohne den Trost des priesterlichen Dienstes finden. Um eine Heilung dieses Mißstandes zu sorgen und ein wirksames Mittel dagegen einzusetzen, haben wir für die genannte Pfarrkirche von Onesheim in der Diözese Metz, die zur Zeit ohne eigenen Pfarrer ist, einen Pfarrer ... bestellt.... Damit die Mitglieder der genannten Kirche in den Schutz der göttlichen Herde zurückgerufen werden, haben wir unseren geliebten Bruder Johannes Major aus Merzig in der Diözese Trier in die Verantwortung und Leitung der genannten Kirche in Onesheim berufen...". Johannes Major war dann bis 1583 Pfarrer von Ensheim.

Graf Philipp III. von Saarbrücken aber war schon von Kind auf in der lutherischen Religion aufgewachsen. Bereits im ersten Jahr seiner Regierung, am Neujahrstag 1575, ließ er in den Kirchen seines Einflussgebietes die "Augsburger Religion" predigen und die Feier der hl. Messe abschaffen. Da die Pfarrei Ommersheim zum größeren Teil direkt der Saarbrücker Herrschaft unterstand, konnte sich diese Anordnung dort auch leichter durchsetzen als in Ensheim, das doch offiziell unter der Herrschaft Wadgassens stand.

Erster Pfarrer des reformierten Bekenntnisses war Johannes Lichtenstein aus Straßburg. Auch in Ensheim sollte er die "Augsburger Religion" einführen. Doch da traf er auf Widerstand bei der Bevölkerung. Denn auch der Nachfolger von Pfarrer Johannes Major, Pater Cornelius Adelbach von Wadgassen, war eifriger Verfechter des katholischen Glaubens. Er scheute keine Mühe, trotz des gräflichen Verbots seine seelsorgerlichen Aufgaben zu erfüllen.

Als er im Jahr 1601 starb, dachte die Saarbrücker Regierung den rechten Augenblick für gekommen, nun endlich die Reformation auch in Ensheim einzuführen. Als Werkzeug sollte der reformierte Pfarrer Quirin Steinbach dienen. Dieser setzte auch sofort zu einer puritanischen Radikalkur an: - ließ das Weihwasser aus dem Taufstein ausgießen, verbot die Verehrung von Heiligenbildern und -statuen, ebenso Wallfahrten und Prozessionen. Die Ensheimer aber leisteten passiven Widerstand. In seelsorgerlichen Belangen wandten sie sich meist an den Pfarrer von Ormesheim, gingen dort bzw. in Gräfinthal zur Messe. Einmal wollten sie mit dem Ormesheimer Pfarrer im Anschluss an eine Bittprozession in der Ensheimer Kirche hl. Messe feiern. Doch Pfarrer Steinbach hatte die Kirche abgesperrt. Ein findiger Ensheimer wusste dennoch zu öffnen. Man feierte Gottesdienst gegen den Protest Pfarrer Steinbachs. Der Türöffner aber musste wegen dieses Vergehens ins Gefängnis. Ähnlich erging es dem Glöckner, der bei einem heftigen Gewitter die Kirchenglocken läutete, um die Bewohner zum Gebet aufzurufen. Es ist sogar davon zu lesen, der passive Widerstand der Ensheimer habe bewirkt, dass einer der reformierten Prediger "vor Wänden und leeren Bänken" habe predigen müssen. Quirin Steinbach resignierte im Jahr 1603.

Ihm folgte bis 1609 Johann Friedrich Landsiedel im Auftrag der Saarbrücker Regierung als neuer Pfarrer von Ommersheim - mit der Zuständigkeit auch für Ensheim. Doch auch seine seelsorgerliche Arbeit blieb hier ohne nennenswerten Erfolg. Er selber kam übrigens im Jahr 1626 auf eine sehr mysteriöse Weise ums Leben: Man fand ihn eines Tages tot in einem Weiher liegend.

Von 1628 bis 1630(?) hatte die Pfarrei St. Peter Ensheim vorübergehend noch einmal einen katholischen Pfarrer: - den Priester Mathias Klein, in Metz geboren, später Pfarrer in St. Ingbert.

Mit den Jahren klang der Widerstand der Ensheimer gegen die Vertreter der "Augsburger Religion" allmählich ab. So konnte Pfarrer Wenzeslaus Fendius (1609 -1627) die Reformation in Ensheim festigen. Sein Nachfolger, Pfarrer Johann Eberhard Weber (1627 - 1657), wurde sogar Ensheimer Bürger: In der Absicht, lange als Pfarrer zu bleiben, kaufte er sich hier ein Haus. In den Wirren des 30-jährigen Krieges hat er jedoch die Gemeinde vorübergehend verlassen, war in Lützelstein/Elsass und ab 1657 lutherischer Pfarrer in Fechingen. Ihm folgte im selben Jahr Johann Ludwig Schlosser, der in Eschringen (oder Bischmisheim?) residierte und Ensheim seelsorgerlich mitzubetreuen hatte.

Auch die beiden letzten lutherischen Geistlichen, die für die Bewohner Ensheims zuständig waren, hatten in Bischmisheim ihren Dienstsitz: Christian Peschke ab dem Jahr 1665 und Georg Grädt ab 1679, zuletzt jedoch nur noch für die lutherischen Gläubigen.


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Quelle: Festschrift 250 Jahre St.Peter