Der Platzmangel in der Ensheimer Kirche wurde ständig größer. So erscheint im Protokollbuch des Fabrikrates (Verwaltungsrates) vom 19. Juni 1887 zum ersten Mal der Beschluss: "In Erwägung, dass die dortige Kirche schon seit Jahren im Verhältnisse zur Seelenzahl der Katholiken in Ensheim und Eschringen nicht mehr den nöthigen Raum bietet, soll dieselbe erweitert, beziehungsweise das Chor der Kirche niedergerissen und die Kirche entsprechend, d. i. etwa um die Länge des Chores verlängert werden, vorausgesetzt, dass die dortigen Bodenverhältnisse (ehemaliger Kirchhof) dieses gestatten...".
Die Begeisterung für dieses Erweiterungsvorhaben war offenbar so groß, dass sofort Skizzen und Pläne dazu gezeichnet wurden. Pfarrer Geiger jedoch, der im Frühjahr 1888 die Pfarrstelle in Ensheim übernahm, suchte zunächst noch eine andere Lösung, um der Platznot in der Ensheimer Kirche Abhilfe zu schaffen: - durch die offizielle Errichtung einer Kaplanstelle seitens des Königlich-Bayerischen Kultusministeriums.
Der Fabrikrat suchte auf alle mögliche Weise, dieses Vorhaben durchzusetzen. U. a. durch einen offenen Brief vom Jahr 1889 an das Kultusministerium in München.
Darin heißt es u. a.:
"Ew. Hochwohlgeborenen erlaubt sich der hochachtungsvollst unterzeichnete Fabrikrat nachstehende kurze Übersicht über die hiesigen Mißstände vorzulegen. Die Pfarrei Ensheim in der Rheinpfalz, Bez. A. Zweibrücken, zählt dermalen gegen 2100 Seelen... Zur Abhaltung des Gottesdienstes besitzt die Pfarrei eine im Jahr 1755 erbaute und 1834 erweiterte Pfarrkirche... Eine solche Kirche reicht aber (Amtsblatt 1854) kaum für 600 Kirchenbesucher... Daher bestehen auch hier seit Jahrzehnten die traurigsten kirchlichen Mißstände. Die Besucher des Gottesdienstes, denen es gelingt, in der Kirche einen Platz zu erkämpfen, sind durch das unaufhörliche Drängen äußerst belästigt, weshalb ein bedeutender Procentsatz der hiesigen kirchenpflichtigen Katholiken es vorzieht, von vorneherein auf den Kirchenbesuch zu verzichten, vor der Kirche lungern 100-200 Jünglinge und Männer auf den Gräbern herum, andere hinwiederum kehren an der Kirchenthüre um und verbringen die Zeit des Gottesdienstes im Wirtshause. Die Unhaltbarkeit dieser Zustände haben die Oberhirten schon längst erkannt und ihre ganze Autorität eingesetzt, den jeweiligen Pfarrer zur Abhilfe anzueifern. Herr Pfarrer Bertram hat dann im Juni 1887 durch Herrn Bezirksbauschaffner Hausser einen Kirchenerweiterungsplan anfertigen lassen; aber schon in erster Instanz wurde dieser als unausführbar verworfen... Da suchte man auf eine andere Weise abzuhelfen, nemlich durch Errichtung einer Kaplanei und die Einführung einer zweiten Messe an Sonntagen... Es leuchtet von selbst ein, dass durch Gründung einer Kaplanei ein doppelter Nothstand beseitigt werden könnte, die Unzulänglichkeit des Kirchenraumes und die Ueberladung des Seelsorgsgeistlichen. Aber auch für die Besoldung eines Kaplans fehlen der hiesigen Kultusgemeinde die Mittel... Ebensowenig ist die hiesige politische Gemeinde im Stande, die Kosten zur Sustentation eines Kaplans zu tragen... Nothgedrungen hat deshalb der achtungsvollst unterzeichnete Fabrikrat ein erneutes Gesuch an die Hohe Kammer der Abgeordneten gerichtet und erlaubt sich hiermit, an Ew. Hochwohlgeboren die hochachtungsvollste Bitte zu richten, Ew. Hochwohlgeboren möge von den hier niedergelegten Hauptpunkten dieses Bittgesuchs gütigste Kenntniß nehmen und - in Anbetracht, dass die hiesigen kirchlichen Mißstände dringende Abhilfe erheischen -, ... in Anbetracht ferner, dass die hiesigen Verhältnisse ganz eigen gelagert sind, Kirchenbau nahezu unmöglich, der Staat im Besitze der hiesigen Probsteigüter - , in Anbetracht aller dieser Gründe - dasselbe möglichst unterstützen. Hochachtungsvollst! Der Fabrikrath von Ensheim"
Und es funktionierte: Bereits im Herbst 1889 wurde der Neupriester Georg Faust aus Hatzenbühl erster Kaplan von Ensheim. Und das Königreich Bayern übernahm ab dem Jahr 1892 auch die Bezahlung dieser Stelle.
In diesem Jahr stand eine weitere Notrenovierung der Kirche an: Infolge des an mehreren Stellen undichten Dachs war Schneewasser eingedrungen, durch einen Blitzeinschlag die gesamte Vergoldung gebräunt, einige Stuckteile waren von der Decke herab gefallen. Den Restaurierungsauftrag erhielt der Dekorationsmaler Aloys Röder aus Kaiserslautern, der die Arbeiten binnen 14 Monaten zur Zufriedenheit aller ausführte.
Und schon hatten Pfarrer Geiger und der Ensheimer Verwaltungsrat neue Pläne: Da die Sakristei an der Nordseite sich als zu klein und zu feucht erwies, sollte an der Südseite der Kirche eine neue Sakristei errichtet werden. In ihrem Untergeschoß würde man eine Kapelle einbauen. Private Spender ermöglichten die Finanzierung dieses Vorhabens. Es ging sehr rasch: Im März 1898 wurde der St. Ingberter Architekt Eichbaum mit der Planung und Betreuung dieses Projekts beauftragt.
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Festschrift 250 Jahre St.Peter