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predigten-2019:2019-09-08 [2019/09/07 17:23]
— (aktuell)
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-===== Predigtgedanken,​ 08.09.2019 (23. Sonntag im Jahreskreis) ===== 
-//​**Weisheit 9,13-19:** 
-Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen oder wer begreift, was der Herr will? Unsicher sind die Überlegungen der Sterblichen und einfältig unsere Gedanken; denn ein vergänglicher Leib beschwert die Seele und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Verstand. Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und ?nden nur mit Mühe, was auf der Hand liegt; wer ergründet, was im Himmel ist? Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast? So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht und die Menschen lernten, was dir gefällt; durch die Weisheit wurden sie gerettet 
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-{{:​predigten-2016:​messner120x150.jpg?​nolink&​120x150 |Pfarrer Meßner}} 
-Liebe Mitchristen,​ 
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-Wer bin ich, muss ich mehr aus mir machen als ich bin? 
-Bin ich effizient, habe ich ein Image, bin ich angesehen, bin ich „Mainstream“? ​ 
-Wir erleben heute einen unheimlich hohen gesellschaftlichen Erwartungsdruck:​ „Noch besser, noch freundlicher,​ noch mehr erreichen, noch – noch – noch!“ 
-Wie authentisch empfinden Sie den oft erwarteten Zwang zu Freundlichkeitsfloskel und Nettigkeit im Supermarkt, der ja erwartet wird und auf den hin die Verkäuferinnen und Verkäufer, etwa an der Kasse, in Rollenspielen extra geschult werden. 
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-Und wenn sie einmal vergessen freundlich zu sein? 
-Dass viele dieser Menschen aber darunter leiden, weil das oft gar nicht unserer Gemütslage entspricht, darüber dürfen wir uns auch einmal Gedanken machen. 
- 
-Wenn Kunden an der Kasse nicht warten dürfen und auf einem freundlichen Plakat lesen: „Wenn sie bei uns fünf Minuten warten, erhalten sie einen Teil des Kaufpreises zurück?“ 
-Ist man da nicht geneigt, gerne fünf Minuten zu warten? 
-Und was bedeutet das für die Angestellten,​ wenn am Ende des Monats die Auswertung stattfindet und sie den Anforderungen gar nicht standhalten konnten? 
-Sicherlich, Freundlichkeit zahlt sich aus, aber der Zwang zur Freundlichkeit ist der Tod einer jeder tieferen menschlichen Beziehung, ebenso wie auch der Gottesbeziehung. 
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-Wer ist Gott und was tut er?  
-Wie und in welcher Weise bestimmt er mein Lebensgeschick mit und in welchem Maße liegt mein Leben in seinen Händen? 
-Das ist eine der grundlegenden Fragen, auch in unserem Glauben? 
-Um Gottes Wirken in meinem Leben besser zu verstehen, kann uns eine kleine Geschichte helfen. 
- 
-In einem Dorf leben Menschen, die alle blind geboren sind und gelernt haben, mit diesem Zustand umzugehen. 
-Eines Tages erhalten sie Besuch von einem großen Elefanten, den einige berühren wollen. 
-Doch keiner kann ihn sehen, alle müssen das beschreiben,​ was sie ertasten. 
-Der eine berührte ihn am Rüssel, der andere am Fuß, ein anderer an der Seite, einer reckte sich hoch und findet sein Ohr und ein anderer versuchte auf ihm zu reiten. 
-Im Dorf erzählten sie den Mitbewohnern ihre unterschiedlichsten Erfahrungen,​ nämlich dass der Elefant wie ein großer Schlauch sei, der sich hebt und senkt. 
-Dass er ist eine mit Haut und Haaren bekleidete Säule sei, oder etwa eine Festungsmauer und doch beweglich. 
-Doch was ist nun der Elefant wirklich? 
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-Wir, die wir ihn schon sehen konnten, wissen mehr um ich zu beschreiben,​ aber auch unsere Beschreibungen treffen nie ganz zu. 
-Wir Menschen können eben nur stückweise erkennen. 
-Ist das nicht auch unsere Erfahrung, wenn wir von Gott sprechen? 
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-In der Lesung aus dem Buch der Weisheit wird uns gesagt: „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen oder wer begreift, was der Herr will? 
-Unsicher sich unsere Überlegungen und einfältig unsere Gedanken. 
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-Wenn wir schon nicht wissen was alles auf der Erde so vor sich geht, wie wollen wir denn da wissen, was alles im Himmel ist? 
-Alles was wir Menschen über Gott wissen, hat er uns ins Herz gelegt, es sind unsere Erfahrungen mit ihm und in seiner Schöpfung. 
-Wenn es uns Menschen gut geht, dann sind oft geneigt ihn zu vergessen, denn es scheint ja, dass wir ihn gar nicht bräuchten. 
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-Aber wenn ich dann vor einer Mauer stehe, an eine Grenze gelange, wo es nicht weiter geht, dann kommt mir doch auch der Gedanken: „Vielleicht könnte ich ihn bitten?“ 
-Dabei erfahren wir auf ganz unterschiedliche Weise seine Gegenwart, wenn wir ihn in unser tägliches Leben hineinnehmen. 
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-Wie jede Freundschaft anders ist und nur dann Bestand hat, wenn die Vertrauens 
-ebene stimmt, so erfahren wir das Wirken Gottes in dem Maß, wie wir beginnen uns ihm anzuvertrauen. 
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-Gottesdienst ist keine Pflichterfüllung,​ der Besuch der Messe keine Gewohnheitstradition,​ sondern Einübung in die Beziehung zu Gott, der da ist und um mich weiß, der mich erwartet, weil er mich liebt. 
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-Dabei ist das Gebet das Allgemeinste und Innigste, was unter Menschen geteilt wird und sie miteinander verbindet. ​ 
-Das Gebet verbindet uns jetzt auch hier.  
-Und je ehrlicher ich im Gespräch mit ihm bin, umso echter und lebendiger wird mein Glaube an ihn. 
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-Die blinden Dorfbewohner haben versucht zu erahnen was ein Elefant ist.  
-Und wir, suchen wir Gott noch im Alltag oder ist er uns dort längst überflüssig oder sogar lästig geworden? 
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-Ein weiser Mensch, so sagt uns die Bibel, ist ein auf Gott hörender und von ihm empfangender,​ einer der mit und vom Herzen her urteilt und dabei nicht vergisst zu lieben. 
-Sein Gebet wird auf Dauer hin vertrauter Umgang mit Gott, echte Beziehung. 
-Keine Worthülse mehr „O Gott, o Gott“, keine Schiffre „Fussballgott“,​ sondern Anruf „O Gott, komm mir zu Hilfe“! ​ 
-Hin zu einem Du, einem Gegenüber, der wirklich da ist.  
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-Unsere Religion lebt vom Mangel: Denn es gibt noch viel mehr was uns da im Himmel erwartet. 
-In der Genesis lesen wir, dass der Mensch von Gott als „sehr gut“ beurteilt wird. 
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-Sich mit diesem Wissen zu entfalten, nimmt mir diesen äußerlichen gesellschaftlichen Druck. 
-Ich kann und darf mich selber annehmen und wandeln von einem „immer besser“ hin zum einem „sehr gut“ in den Gottes Augen! ​ 
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-Und das ist sehr heilsam für uns als Menschen. ​ 
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-Amen. 
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-:​sfoot:​Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, mit freundlicher Genehmigung der katholischen Bibelanstalt Stuttgart, Predigt: Pfarrer Stephan Meßner:se: 
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