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Predigtgedanken, 01.11.2018 (Allerheiligen)

Matthäus 5,1-12a: In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: * Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. * Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. * Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. * Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. * Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. * Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. * Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. * Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. * Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.



Pfarrer Meßner Liebe Mitchristen,

für manche klingen die Seligpreisungen wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Und sie fragen sich: „Ist das unsere Welt, kann man denn heute noch so leben?“ „Selig, die keine Gewalt anwenden“, „selig, die barmherzig sind“, „selig, die verfolgt werden“. Und so manch einer unserer Zeitgenossen ergreift die Flucht, wenn er das Wort „selig“ oder „heilig“ hört. „Damit habe ich nichts zu tun, da kann ich mich nicht einreihen, das gilt nur für einige wenige auserwählte, wenn überhaupt.“ So gesehen, wäre der Himmel dann ja wirklich fast leer.

Aber zum Glück gibt es nicht nur die offiziell heiliggesprochenen Frauen und Männer, etwa ein heiliger Augustinus, ein heiliger Franziskus, eine heilige Mutter Teresa oder eine heilige Theresia vom Kinde Jesu, um nur einige zu nennen. Jesus sagt auch uns: Dieses Evangelium, diese Seligpreisungen, die kannst auch du leben. Was immer du tust, wo immer du lebst, ob du ärmer oder wohlhabender bist, unabhängig von deiner Bildung, Hautfarbe oder Nationalität: Berufen bist auch du. Du bist als Christ berufen, Jesus Christus gibt dir die Kraft dazu, damit du einmal in die Gemeinschaft der Heiligen eingehen darfst, ein Freund oder eine Freundin Gottes wirst.

Denn das Evangelium von den Seligpreisungen wird erst durch mein gelebtes Zeugnis lebendig und sichtbar für andere. Wenn Jesus sagt „selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“, dann meint er Menschen, die ihre Sicherheit nicht auf den Materialismus setzen und meinen, ihr Leben bestehe darin, immer mehr haben zu müssen. Denn das von Gott erfüllte Herz ist bereits reich beschenkt, es ist zufrieden mit sich selbst, es empfindet Liebe für andere.

Und wenn er sagt „selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben“, dann meint er diejenigen, die bereit sind zu verzeihen, auch wenn sie ungerecht behan- delt wurden und dabei versuchen, immer selbst mit Güte zu handeln. Nicht die Stolzen und Eitlen, die meinen das Recht zu haben, sich über die anderen zu erheben und doch innerlich leer bleiben und resigniert und verletzt, sie sind selig.

Die heilige Therese vom Kinde Jesu sah die Liebe vielmehr darin erfüllt, „die Fehler der anderen zu ertragen und sich nicht über ihre Schwächen zu wundern“. Und wenn Jesus sagt „selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“, dann meint er diejenigen, die Mitleid haben, die mit anderen noch trauern können und sie so versuchen zu trösten. Die nicht wegschauen und sagen: „Was geht mich das an, ich will mich lieber vergnügen!“

Und wenn er sagt „selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden“, dann meint er jene, die Armen und Bedürftigen zur Seite stehen, damit auch diese ihr Recht erhalten.

Und wenn Jesus sagt „selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“, dann meint er damit die Goldene Regel: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“

Und wenn er sagt „selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen“, dann spricht er besonders jene an, deren Herz einfach, rein und frei von Falschheit ist.

Und wenn Jesus sagt „selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“, dann meint er jene, die nicht das Schlechte aufsaugen und weiter tratschen, um sich besser zu stellen oder ständig kritisieren und so den Frieden dauerhaft beschädigen. Er meint jene, die den Mut zum Dienen haben und so zum Frieden beitragen!

Und wenn er sagt „selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich“, dann meint er jene die auch einmal gegen den Strom schwimmen, weil sie spüren, ich muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Wir alle haben Fähigkeiten und Talente, um solch einen Lebensweg zu beschreiten. Vielleicht fühlen wir uns manchmal dabei armselig, vielleicht ist es auch ein mühsamer Weg, aber die Heiligen, die uns diesen Weg vorangegangen sind, und das sind einige, sie stehen uns ja zur Seite, wir dürfen sie im Gebet anzurufen. Und sie ermutigen uns: „Geh diesen Weg, denn es lohnt sich, schau mich an!“

Das Fest Allerheiligen ist ein Fest der Hoffnung und kein Fest des bloßen Optimismus: „Mal sehen was kommt!“ Gott hat schon so viele Menschen vor uns als Heilige im Himmel empfangen und nicht nur die, die heiliggesprochen wurden. Jesus immer ähnlicher zu werden, das ist das Entscheidende auf diesem Lebensweg.

Papst Franziskus bemerkt dazu: „Der Heilige …erleuchtet die anderen mit einem positiven und hoffnungsfrohen Geist.“ (Apostolisches Schreiben „Gaudete et Exsultate“, Nr. 122) Wohnt dieser positive und hoffnungsfrohe Geist in meinem Herzen?

Die Gottesmutter Maria hat ein Loblied auf Gott gesungen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter!“ (Lk. 1,47) Gerade in schweren Momenten und Zeiten tut es uns und anderen doch besonders gut, wenn wir etwas Positives und Hoffnungsfrohes erfahren, wenn wir uns von Gott geliebt wissen.

Im Glaubensbekenntnis beten wir: „Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen!“ Wir müssen hier und heute keine Einzelkämpfer sein. Denn dort, wo wir das Wort Gottes miteinander teilen und die Eucharistie gemeinsam feiern, treten wir ein die Gemeinschaft, die an Jesus Christus glaubt, auf ihn hofft und ihn liebt. Von ihm her gesehen sind wir auf unserem Weg unserer Heiligung. Und je mehr wir von ihm lernen, auf ihn hören und uns mit ihm identifizieren, wird er uns heiligen. Durch ihn werden einmal Eingang finden im Reich des himmlischen Vaters und jene Glückseligkeit erleben, die er allen schenkt, die an seiner göttlichen Heiligkeit Anteil erlangt haben.

Amen.



Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, mit freundlicher Genehmigung der katholischen Bibelanstalt Stuttgart, Predigt: Pfarrer Stephan Meßner