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Predigtgedanken, 17.06.2018 (11. Sonntag im Jahreskreis)

Markus 4, 26-34: In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.



Pfarrer Meßner Liebe Mitchristen,

seit einiger Zeit wirbt man im Saarland mit dem Slogan: „Großes entsteht zumeist im Kleinen!“ Und wenn man sich im Vergleich zu ganz Deutschland das kleine Saarland so ansieht, sind in letzter Zeit einige Saarländer zu Größerem aufgestiegen. In der Politik etwa, unser Außenminister Heiko Maas oder unser Finanzminister Peter Altmaier.

Im Sport die Fussballspieler der Nationalmannschaft, Jonas Hektor und Kevin Trapp. General Eberhard Zorn wurde jüngst der ranghöchste Soldat bei der Bundeswehr und Peter Müller ist aufgestiegen zu der Riege der Richter des Verfassungsberichtes.

Um hier nur einige Bekannte zu nennen, hat auch unsere Kirchengschichte einmal im Kleinen begonnen, mit einer Handvoll Auserwählter, nämlich den Aposteln. Ihre „Erhöhung“ allerdings haben sie sich nicht selbst verdient, sie konnten sie auch nicht selber machen, sie wurde ihnen geschenkt. Darum ist es für unser Glaubensleben nicht so entscheidend, was wir alles können, sondern vielmehr, wie weit wir bereit sind, uns und unser Leben Jesus Christus anzuvertrauen.

So wie der Same des Senfkornes, der mit einem Durchmesser von 0,1 mm für sich allein genommen fast unsichtbar ist und aus sich keine Frucht bringen kann. Erst wenn er in fruchtbare Erde gelegt wird, beginnt er zu wachsen und entfaltet sich mit der Zeit zu einem riesigen Baum. Dieses Bild Jesu können wir auch auf unseren Glauben anwenden, der das Vertrauen in Gott braucht, um wachsen zu können, weil dann der Ewige auch in meinem Leben wirken darf, mit meinem Einverständnis.

Was aber im Glaubensleben geschieht, darüber haben wir keine Macht, das ist die Sache des Herrn, den wir um den rechten Glauben bitten dürfen und auch sollten. Das Reich Gottes wächst eben nicht nach unseren Bedingungen, wir aber können für den Samen einen guten Acker vorbereiten, dann wird er wachsen.

Doch was hindert oder erstickt heutzutage den Samen des Glaubens? Die Ungeduld, die vielen negativen Meinungen, die uns auch in der Kirche begegnen und der mangelnde Wille, sich Gott anzuvertrauen. Gerade in unserer Zeit spüren wir, dass es nicht mehr ausreicht einer Tradition blindlings anzuhängen, die viele gar nicht mehr verstehen. Wir können in den Herzen von jungen Menschen aber immer noch den guten Samen grundlegen, aber ob und wann er Frucht bringen wird, vielleicht in 20 oder 40 Jahren, darüber haben wir keine Macht. Auszusäen, mit einem Menschen über Gott zu sprechen und es dann Gott zu überlassen, das ist gar nicht so leicht, denn wir würden gerne die Früchte sehen.

Dazu kommt die um sich greifende Verzweiflung: „Lohnt es sich überhaupt noch, kommt da denn noch was dabei heraus?“ Ich stelle mir auch manchmal solche Fragen, gerade wenn ich mir viel Mühe gemacht habe und fast nichts zurückkommt. Aber wir können das Wachstum im geistlichen Leben eben nicht erzwingen, wir können Menschen nur durch unser eigenes Vorbild darauf vorbereiten.

Problematisch wird es immer dann, wenn wir oder die, die wir anleiten, weder das Wort Gottes, noch ein Sakrament ernst nehmen. Roger Schutz, der Gründer von Taizè, hat einmal den ermutigenden Satz gesagt: „Lebe das vom Evangelium, was du begriffen hast, und sei es noch so wenig!“ Wenn du Gott also um Glauben bittest, meinst du dass er dir dann Glaube schenkt oder eher Gelegenheiten, deinen Glauben zu beweisen?

Übertragen wir das mal auf das interessierte Zuhören bei jemand Anderem, der Art und Weise wie wir einem Bettler auf der Straße begegnen oder einer älteren Frau, die krank geworden ist, dem Flüchtling, der Anschluss sucht. Wir können hier noch viel mehr Glaubenserfahrungen anfügen, weil auch für den Glauben gilt: „Großes entsteht zumeist im Kleinen“.

Es braucht nur den, der den Samen in die fruchtbare Erde einpflanzt: Jeden Tag neu.

Amen.



Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, mit freundlicher Genehmigung der katholischen Bibelanstalt Stuttgart, Predigt: Pfarrer Stephan Meßner