Ein wenig ungewöhnlich ist es schon, eine, dem Barock nachempfundene, Kirche von der Seite her zu betreten. Wer die Ensheimer Kirche durch ihren Haupteingang betritt befindet sich zunächst unter der Sänger- und Orgelempore, die von sechs Säulen getragen ist. Die beiden vorderen Säulen sind die Originale aus der 1755 von der Abtei Wadgassen erbauten Kirche. Bis zur ersten Kirchenerweiterung (1834) betrat man dieses Gotteshaus durch das große Barocktor, das heute als Torbogen zwischen Kirche und Nachbarhaus steht. Damals führte es durch den Westgiebel der Kirche mitten hinein in den Sakralraum.
Hat man den Kirchenraum einmal betreten, wendet sich der Blick gerne nach links: Ein unvermutet großer Raum bietet sich dem Besucher dar. Von seinem Grundriss her ist er in Kreuzesform angelegt. Er misst insgesamt 46,5 m in der Länge, im Hauptschiff 11,5 m und in den Querschiffen 25,00 m in der Breite und ist in 9,00 m Höhe mit einer Rabitzdecke überwölbt.
Auf den ersten Blick zieht wohl der Altarraum die Aufmerksamkeit jedes Besuchers auf sich, allem voran der barocke Hochaltar. In seiner Grundgestalt stammt er wohl aus dem 18. Jahrhundert. Seine heutige Gestalt erhielt er jedoch erst im Jahr 1911 durch die Altarbaufirma Anton Vogel aus Bergzabern. Nach der großen Kirchenerweiterung in den Jahren 1907-1909 sollten nämlich alle Altäre der neuen Raumsituation angepasst, d.h. ergänzt und mit neuen Barock-Ornamenten erweitert werden.
Rund zwanzig Jahre zuvor (1892) wurde der Hochaltar schon einmal neugestaltet. Damals hat man eine Kreuzigungsgruppe (heute in der Nische neben der Kanzel) von ihm abgenommen und durch zwei Anbetungsengel sowie ein Rokokokreuz (siehe unten) ersetzt.
Auch schon im Jahr 1867 erhielt dieser Altar ein neues Aussehen durch die Aufstellung von Figuren der Aposteln Petrus und Paulus, die ein Speyerer Bildhauer eigens dafür geschaffen hatte.
Durch alle Zeiten und Umgestaltungen hindurch blieb das Tabernakel (der Aufbewahrungsort für das eucharistische Brot als Zeichen der sakramentalen Gegenwart Christi) stets die Mitte dieses Hochaltars. Bis 1911 war dies ein drehbares Tabernakel (das - je nach Drehung -einmal ein Kreuz, einmal die Monstranz und einmal das Ziborium, den Speisekelch, freigab). Heute sind zwei Tabernakel für Ziborium und Monstranz übereinander angeordnet. Zwei kleine Engelfiguren, die Kerzenleuchter tragen, flankieren sie.
Einen ersten oberen Abschluss findet die Mitte des Altaraufbaus in einer kleinen, weißen Skulptur: einem Pelikan, der mit dem Schnabel seine Brust aufreißt, um seine Jungen mit seinem eigenen Blut am Leben zu erhalten. Diese Darstellung ist beliebtes Symbol für Gottes aufopfernde Liebe, wie sie sich letztlich im Kreuzestod Jesu Christi erwiesen hat.
Eine vergleichbare Symbolik spricht auch aus der Darstellung des Lammes, das auf einem Buch mit sieben Siegeln ruht. Dies ist eines der großen Bilder aus der Offenbarung des Johannes. Es steht für Christus, der für die Christen „das neue Osterlamm" geworden ist. Diese Figur bildet sozusagen das Zentrum eines ganz in Blattgold gehaltenen Altar-Überbaus, dem sog Baldachin. Er ragt in leichten, schwingenden Bögen bis zu einem kleinen echten Baldachin auf, der wie eine Krone ausgestaltet ist. Den oberen Abschluss findet der gesamte Altaraufbau endlich in einem kleinen weißen Kreuz.
Die beiden großen Anbetungsengel, die sich von rechts und links der Altarmitte zuneigen, sind Werke eines Lothringer Künstlers aus dem 18. Jahrhundert. Wahrscheinlich waren sie schon Bestandteil des ursprünglichen Barockaltars, bevor man sie eine Zeitlang auf einen Speicher verbannt hatte. 1892 aber kehrten sie zurück - zunächst zur Anbetung des Rokokokreuzes (siehe Zeichnung) , um seit 1911 den heutigen und wohl ursprünglichen Platz wieder einzunehmen.
Den Sockel des Hochaltars (das sog. Antependium) schmücken heute zwei Bilder. Sie erzählen Szenen aus dem Alten Testament: Das Opfer Noahs nach der Sintflut (Gen. 9) und das Opfer Abrahams auf dem Berge Morija (Gen. 22). Zumindest seit der großen Kirchenerweiterung in den Jahren 1907 bis 1909 „bewachen" zwei Heiligenfiguren den Hochaltar: die des hl. Nikolaus und die des hl. Wendelin.
Um den hl. Nikolaus (Bischof von Myra/ Türkei im 4. Jahrhundert) bildeten sich viele Legenden, u.a. die Erzählung von drei Jungen, die der Heilige wieder zum Leben erweckt habe. Der hl. Wendelin (6./7. Jahrhundert), so erzählt seine Legende, habe auf Herrschaft, Macht und Reichtum verzichtet, um als Hirte und Einsiedler in den Vogesen ganz im Geist des Evangeliums Christi zu leben.
Den gesamten „heiligen Bezirk" des Altarraumes umläuft eine Wandvertäfelung, die zuvor in einem der Häuser, die zum Besitz der Abtei Wadgassen gehörten, eingebaut war. Heute vom Hochaltar verdeckt, ist auch ein offener Beichtstuhl in diese Vertäfelung integriert.
Auch schon vor der großen Kirchenerweiterung bildeten der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre eine harmonische Einheit. Die Firma Anton Vogel aus Bergzabern gab dem Marien- und Josefsaltar ihre heutige Gestalt. Die Statuen von Maria und Josef sind Kopien von älteren Barockfiguren. Sie wurden erst vor rund 35 Jahren der Pfarrgemeinde gestiftet.
Die auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschlossene und in den darauf folgenden Jahren in den meisten Kirchen durchgeführte Liturgiereform zog auch eine Neugestaltung des Altarraums nach sich: Sichtbare Mitte der feiernden Gottesdienstgemeinde sollte von da an der Tisch-Altar sein, um den sich die Gemeinde versammelt.
Diesem Gedanken folgte man bei der letzten Kirchenrenovierung von 1969/70 durch den Einbau eines steinernen Altartischs, der auf einer Altarinsel im Schnittpunkt zwischen Haupt- und Querschiff der Kirche steht. Zusammen mit dem Ambo (dem steinernen Lesepult) und dem Taufstein bildet er nun eine optische Einheit im Stil der 60er/70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus aber sind diese drei Elemente steinerne Zeichen einer lebendigen christlichen Gemeinde, die doch, vom Wort Gottes in der Heiligen Schrift (das am Ambo verkündet wird) angesprochen, durch Taufe (die am Taufstein gespendet wird) eintritt in eine große Mahlgemeinschaft (die sich um den Altartisch versammelt) mit Christus und miteinander und dann von daher ihr Leben und ihr Zusammenleben zu planen und zu gestalten versucht.
Das Thema „Taufe" ist noch ein zweites Mal aufgenommen: In dem großen Fensterbild des südlichen Querschiffes, das die Taufe Jesu durch Johannes am Jordan darstellt. Zwei Apostelfiguren flankieren dieses Fenster. Die der Apostel Petrus (Buch und Schlüssel) und Paulus (Buch und Schwert). Beide hatten einmal für 25 Jahre ihren Platz rechts und links auf dem Hochaltar (siehe oben).
In einer Nische gegenüber der Sakristeitür ist das Gnadenbild der „Mutter von der immerwährenden Hilfe" zu finden. Davor brennen meist Kerzen, die von Menschen aufgestellt werden, die sich in besonderen Anliegen an Maria, die Mutter Jesu, wenden. Das Original dieses weltweit bekannten Marienbildes gelangte übrigens am Ende des 15. Jahr-hunderts von Kreta nach Rom und befindet sich heute in der dortigen Klosterkirche San Alfonso.
Das gegenüberliegende, nördliche Querschiff der Kirche ist durch eine Empore in der Höhe zweigeteilt. Der untere Raum bietet sich mit seiner relativen Geschlossenheit als Ort für eine Reihe von Bildtafeln an, die zum Verweilen und Meditieren einladen und die sonst in katholischen Kirchen üblichen vierzehn Stationen eines Kreuzwegs vertreten.
Pater Peter Klein SAG hat diese Tafeln geschaffen und sie 1985 der Pfarrei zur Verfügung gestellt. Sieben dieser Tafeln zeigen auf der linken Seite je eine Szene aus der Passionsgeschichte Jesu, auf der rechten eine Szene aus den Urgeschichten des Alten Testamentes (Gen 3-11) und in der Mitte die jeweils dazugehörenden Bibelstellen. Die Siebenzahl steht symbolisch für unsere ganze irdische Wirklichkeit und unser Menschenleben. Wir erleben und empfinden es als ein Leben jenseits von Eden.
Die Antwort auf die darauf folgende Frage, wie denn in solcher als Unheil erlebten Welt an einen guten Gott zu glauben sei, ist das Leben, die Lehre und das Sterben Jesu. In ihm macht uns Gott erfahrbar, wie glaubwürdig er in seiner Liebe bleibt.
Was dies endgültig für die ganze Menschheit bedeuten kann, will dann die achte dieser Bildtafeln veranschaulichen. Sie verbindet die Friedensvision des Propheten Jesaja (Kap 11 „..dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, Kuh und Bärin freunden sich an, der Säugling spielt am Schlupfloch der Natter...") mit dem Traum von einer neuen Menschheit, die sich -über das Kreuz hinaus - auf den Weg macht, der in einen neuen Ostermorgen hineinführt.
An der Nahtstelle zwischen Quer-und Hauptschiff hat man in dieser Kirche die alte barocke Kanzel belassen. Auch wenn sie seit 1972 nicht mehr zur Predig benutzt wird, so bleibt sie ein Zeichen für die Aufgabe jeder christlichen Gemeinde, mit dem Wort Gottes in einem lebendigen Dialog zu bleiben. Von außen ist der Kanzelkorb mit kleinen, weißen Reliefs geschmückt. Sie zeigen den lehrenden Christus und die vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes).
Das Rokoko-Kreuz an der Wand zwischen Kanzelkorb und Schalldeckel schmückte einmal (von 1892 bis 1911) den Hochaltar. Es wurde dafür eigens von der Firma Schwetl in Kaiserslautern erworben.
Auch die neu-romanische Kreuzigungsgruppe in der ehemaligen Fensternische neben der Kanzel krönte einmal (von 1867 bis 1892) den Hochaltar. Die drei Figuren (die des Gekreuzigten, der Marias und des Johannes), stammen wahrscheinlich aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Zur „Inneneinrichtung" dieser Kirche ist auch eine Pieta aus Lindenholz (Maria, die ihren toten Sohn auf dem Schoß trägt) zu zählen, die sich z.Zt. in der Kapelle unter der Kirche befindet. Diese Skulptur wurde 1897 von Firma Aloys Kalb, München, erworben.
Ganz im Stil der 60er/70er Jahre hat Herr H. Friedland aus Esslingen die Kirchenfenster entworfen. Die Ausführung erfolgte durch Firma W. Hack aus Weilheim. In einem der beiden Westfenster sind drei Bilder von der ehemaligen Verglasung erhalten. Sie stellen Szenen aus dem Leben des Petrus dar.
Es ist anzunehmen, dass die Pfarrkirche schon im 18. Jahrhundert mit einer kleinen Orgel ausgestattet war. Das Instrument, das heute das Bild der großen Empore mit seinem ansehnlichen Prospekt beherrscht, wurde 1953 von der Firma Späth gebaut. 26 klingende Register mit insgesamt 1884 Pfeifen sind in drei Werken (Hauptwerk, Schwellwerk und Positiv) untergebracht. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens wurde sie 2003 durch die Firma Hugo Mayer aus Heusweiler einer gründlichen Renovierung und Restaurierung unterzogen.
Für den „normalen Kirchenbesucher" zwar nicht zu sehen, aber umso öfter für jeden Ensheimer zu hören, ist das Geläut von St. Peter Ensheim. Seit 1955 umfaßt es auf dem großen Turm fünf Glocken, die von Firma Otto aus Saarlouis gegossen wurden: „St. Michael" (2300 kg, c‘), „Christkönig" (1400 kg, es‘), „St. Petrus" (1000 kg, f‘), „St. Maria" (700 kg, g‘) und „St. Barbara" (500kg, b‘).
Darüber hinaus besitzt die Pfarrei aber noch zwei historische Glocken, die auf dem kleinen Turm montiert sind: „St. Petrus (675 kg, g‘ von 1856) und „St. Maria" (400 kg, a‘ von 1784). Beiden blieb das Schicksal aller anderen ehemaligen Glocken von St. Peter, die während der beiden Weltkriege eingeschmolzen wurden, erspart. Da sie jedoch in ihrer Intonation nicht mit dem übrigen Geläut harmonieren, werden sie heute nur noch zu besonderen Gelegenheiten, wie zur Kindtaufe und ähnlichen Anlässen, separat geläutet.
Quelle: Broschüre zur Renovierung der Pfarrkirche 1996
Zeichnungen: Pfarrer i.R.Flieger