Hohes Interesse am Syrienabend in Ensheim

Bereits 20 Minuten vorher waren die ersten Gäste da und es mussten noch einige Stühle nachgestellt werden. So hoch war am Mittwoch, dem 21. September das Interesse an dem Vortrags- und Gesprächsabend „Syrien und Flüchtlinge“, zu dem die Pfarrei und die Katholische Erwachsenenbildung geladen hatten. Fast 50 Gäste waren gekommen, um aus erster Hand Informationen zu Syrien und zu der Flüchtlingssituation zu erhalten.

Der Referent, Adnan Allouch, hat syrische Wurzeln, wuchs aber in Saarbrücken auf und studierte an der HTW Elektrotechnik. Er kennt das Leben und die Situation in Syrien sehr gut, da er immer in Kontakt mit zahlreichen Verwandten und Freunden aus Syrien in Kontakt stand. Als Jugendlicher hat er auch zeitweise in Syrien bei Verwandten gelebt, um dort die Schule zu besuchen und arabisch zu lernen.

In letzter Zeit sind viele seiner Verwandten und Bekannten nach Deutschland geflohen. Ihnen half er als arabischer Muttersprachler, der in der westlichen Welt aufwuchs, sich hier zurechtzufinden. Er war auch schon selbst auf zahlreichen Ämtern in Deutschland, Syrien und der deutschen Botschaft in Beirut im Libanon, über die zurzeit alles abgewickelt wird, da die Botschaft in Syrien geschlossen ist. Er hat deshalb gute Einblicke in die Situation der Flüchtlinge im Saarland und den angrenzenden Gebieten.

Er erzählte von dem Leben in Syrien vor dem Krieg, den friedlichen Protesten gegen die Assad-Diktatur, die dann brutal niedergeknüppelt wurde. Von der freien syrischen Armee, die entstanden ist, weil sich Militäreinheiten geweigert haben die friedlichen Demonstranten zu erschießen und stattdessen die Demonstranten beschützt haben. Er erzählte von den vielen Parteien und Nationen, die in der Folge in Syrien einfielen und den Krieg für ihre Belange instrumentiert haben.

Und er erzählte von den vielen Menschen, die aus Syrien flüchten. Vor allem junge Männer, die dort schon als Jugendliche zum Dienst an der Waffe gezwungen werden. Viele Eltern schicken ihre Jungen nach Europa, bevor sie in Syrien schon als Jugendliche andere Menschen erschießen müssen. Menschen, die zum Teil Freunde oder Verwandte sind. Seine persönliche Einschätzung der Lage und Zukunft für Syrien sah sehr düster aus.

Er berichtete aber auch von der Situation der Flüchtlinge und den Problemen der Integration, der gesellschaftlichen Spaltung in Europa und dem Erstarken von ausländerfeindlichen Positionen und Parteien. Am Schluss seines Vortrages stellte er die Frage „Schaffen wir das?“ und es war klar, dass er selbst in diesem Punkt unsicher war, weswegen er länger überlegte, was er sagen sollte. Aber da kamen aus dem Publikum schon beherzte Rufe „Ja, wir schaffen das!“.

In einem anschließenden Gesprächsteil ging er auf zahlreiche Fragen ein. Die Stellung von Mann und Frau, die Kleidung der Frauen, das Zusammenleben von Christen und Muslimen und zahlreiche andere Themen.

Am Ende gab es viel Applaus für den sehr lebendigen und authentischen Vortrag.



Text: Michael Schneider